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150 Jahre Kirche Marktschellenberg: Stiftsland baut Kapelle neu

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Von: Kilian Pfeiffer

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Die Ölbergkapelle wird aktuell auf einem Privatgrundstück oberhalb der Bundesstraße 305 wiederaufgebaut.
Die Ölbergkapelle wird aktuell auf einem Privatgrundstück oberhalb der Bundesstraße 305 wiederaufgebaut. © kp

Pünktlich zum 500-Jahr-Jubiläum des Kirchturms und zu „150 Jahre Pfarrkirche Marktschellenberg” lässt das Stiftsland Berchtesgaden unweit der Bundesstraße 305 am Gastagweg eine Kapelle neu errichten. Die sogenannte Ölbergkapelle hat eine lange Geschichte. Die drei Figuren der Kreuzigungsgruppe, die künftig dort zu sehen sein werden, befinden sich momentan in Restaurierung in Chieming.

Marktschellenberg - Michael Wendl ist Bautechniker. Mehr als 30 Jahre lang war er in der Kirchenverwaltung des heutigen Stiftslands tätig. Wendl ist eng verbunden mit der Kirche, was den Glauben angeht. Wendl freut sich auch in weiterer Hinsicht: Er trägt die Verantwortung für den Kapellenneubau. Ein solcher in diesen Zeiten ist alles andere als üblich. „Kapellen spiegeln unsere Kultur wider“, sagt Michael Koller, Verwaltungsleiter im Stiftsland Berchtesgaden. Früher waren Kapellen Übergabepunkte. Verstorbene wurden hingebracht. Dort übernahmen dann Pfarrer, Ministranten und Gläubige den Leichnam. „Als es noch nicht so viele Kirchen gab, waren die Wege zur Mutterkirche, die mitten im Ort steht, weit“, weiß Koller.

Die Ölbergkapelle gab es schon einmal. Damals fuhr die Lokalbahn, die „Grüne Elektrische”, noch durch Marktschellenberg ins österreichische Grödig rüber. Irgendwann musste die Kapelle aber weichen und die Figuren wurden Anfang der 1970er-Jahre in die Apsis der Kirche verlegt. Rund 30 Jahre später wurden diese dann direkt an der Bundesstraße aufgestellt, wo sie 2017 Straßenbaumaßnahmen weichen mussten.

Auf eine viel längere Geschichte blicken die die drei mannsgroßen Holzfiguren zurück. Die Kreuzigungsgruppe, bestehend aus Jesus und den zwei Schächern, hing schon unter dem Kirchengewölbe der Marktschellenberger Pfarrkirche. Nach einem Umbau fanden sie einen neuen Platz in der Kapelle, bis sie vor fünf Jahren schließlich eingelagert wurden. Der Zahn der Zeit hatte an ihnen genagt, das Holz und die Farbe sind brüchig und rissig geworden. „Es war Zeit, sie zu restaurieren“, sagt Michael Koller. Weil eine Restauration teuer ist, füllten die Verantwortlichen des Stiftslandes Anträge aus. Stiftungen und Privatleute gaben Geld.

Michael Koller, Verwaltungsleiter im Stiftsland Berchtesgaden (links), und Michael Wendl, der die Ölbergkapelle geplant hat.
Michael Koller, Verwaltungsleiter im Stiftsland Berchtesgaden (links), und Michael Wendl, der die Ölbergkapelle geplant hat. © kp

Das Denkmalamt wurde eingebunden, ebenso das Kunstreferat der Erzdiözese. Diese gaben grünes Licht. Gemeinde und Landratsamt erteilten schließlich auch die Genehmigungen für den Kapellenneubau auf einem Privatgrundstück, das die Marktschellenbergerin Brigitta Schweiger zur Verfügung gestellt hatte. „Der zukünftige Platz ist eine gelungene Reminiszenz an den ursprünglichen Standort“, freut sich Michael Koller. Seit Wochen schon arbeitet Restaurator Christian Bauer aus Chieming an der Kreuzigungsgruppe, an Christus und den beiden Schächern am Kreuz, die jeweils knapp zwei Meter groß sind, rund 60 bis 70 Kilogramm wiegen, und später in der Kapelle installiert werden sollen.

„Die Farbe war teilweise wie eine Krokodilhaut aufgerissen“, sagt Bauer. Er fasst die Figuren neu, schenkt den Holzfiguren eine neue Farbgebung. Wegen des Gewichts sei eine Umlagerung während des Bemalens schwierig. „Die Schächer sollen sich von der Jesus-Figur abheben“, sagt er. Der Restaurator geht davon aus, dass bei den drei Figuren zwei unterschiedliche Künstler am Werk waren. Jesus soll später an einem massiven, vier Meter hohen Kreuz aus Altholz in der Kapelle installiert werden.

Vom neu gewählten Kapellenstandort ist die Pfarrkirche Marktschellenbergs zu sehen. „Es existiert eine Sichtachse. Das ist besonders schön“, sagt Michael Koller. Dieses Jahr feiert die Kirche 150-jähriges Bestehen. 1872 war das neugotische Gotteshaus vom damaligen Erzbischof von München und Freising, Gregor von Scherr, eingeweiht worden. Der Bau war ein Ersatzbau für das ursprüngliche Gotteshaus aus dem Jahr 1521. Bereits 300 Jahre später war das Gebäude aber als „baufällig, zu klein und hässlich“ beschrieben worden, wie es in der Pfarrchronik heißt. Ein Sturm und ein Blitzschlag hatten den alten Turm schwer beschädigt. 1867 entschlossen sich die Kirchenverantwortlichen zu einem Neubau.

Vor Bautechniker Michael Wendl, der die Kapelle geplant hat und dem nun auch die Bauleitung erteilt wurde, liegen die Pläne. 6,5 auf 4,3 Meter groß soll die Ölbergkapelle werden. Der Bau befindet sich aktuell in der Entstehung. „Kapellen sind wichtige Orte“, sagt der Gläubige. „Sie sind einen Verschnaufer wert und werden von vielen genutzt, um auch mal ein Gebet zu sprechen und innezuhalten.“ Berchtesgaden ist reich gesegnet mit Kapellen. „Das sind alles Orte mit langer Tradition“, sagt Verwaltungsleiter Michael Koller. Das Gollenbachkreuz etwa wurde mit dem Einsatz zahlreicher Spenden vor einigen Jahren aufwendig restauriert. 

An der Ölbergkapelle in Marktschellenberg ist der Grundputz bereits aufgetragen. Bald soll der Dachstuhl draufkommen. In sieben Wochen wird alles fertig sein, so lautet die Prognose. Dann finden hier auch die frisch restaurierten, unter Denkmalschutz stehenden Figuren aus dem 19. Jahrhundert Einzug. 

Für den kleinen Ort Marktschellenberg gilt der 27. September als ein besonderer Tag. Ein großes Jubiläum steht ins Haus. Gefeiert wird in dreifacher Hinsicht: Der 150. Jahrestag der Weihe der Pfarrkirche und gleichzeitig das 500-Jahr-Jubiläum des Kirchturms, der in weiten Teilen bis heute noch erhalten ist. Am Weihetag der Kirche wird es eine Prozession geben. Auch die Kreuzigungsgruppe in der neuen Kapelle soll nach der Abendmesse eingeweiht werden.

kp 

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