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Landwirt will „so nicht weitermachen“ - Kein Schutz vor großem Beutegreifer

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Von: Christine Stanggassinger

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Skelett Kalb Berchtesgaden
Das ist alles was von einem neugeborenen Kalb in Berchtesgaden übrig geblieben ist. © privat

Innerhalb weniger Tage wurden in Bischofswiesen und Berchtesgaden Tiere gerissen beziehungsweise gefressen. Die Besitzer haben einen Verdacht. Das Landesamt für Umwelt ermittelt.

Bischofswiesen/Berchtesgaden - Am 29. Juni war abends noch alles in bester Ordnung. Anton Walch schaut in Maria Gern nach seiner trächtigen Kuh und einer Kalbin, die in der Nähe der Gerer Kirche friedlich grasen dürfen. Als er nur 24 Stunden später wieder zur Weide kommt, ist die Kuh nicht mehr trächtig und von den Zwillingskälbern nur noch das Skelett übrig.

Zwei tote Kälber in Maria Gern - War es ein Wolf?

„Ende nächster Woche hätte ich die Kuh in den Stall geholt“, bedauert der Landwirt. „Es haben auch schon Kühe auf der Weide gekälbert, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Was innerhalb von 24 Stunden auf der Weide passiert ist, darüber können auch Anton Walch und seine Frau nur spekulieren. Doch dass ein großer Beutegreifer - unter diesen Begriff fällt auch der Wolf - daran beteiligt gewesen sein könnte, ist für sie durchaus möglich.

Nachgewiesen werden kann das erst nach einer DNA-Analyse. Die entsprechenden Proben wurden entnommen. Doch was tun, bis die Ergebnisse da sind? „Wir haben unsere Tiere erstmal heimgeholt, die Kuh war ganz verstört.“ Für die Walchs ist die aktuelle Situation mehr als nervenaufreibend. „Es wird immer gefordert, dass man aufs Tierwohl schauen soll, aber wenn die Tiere draußen nicht mehr sicher sind?“ Eine Frage, die sich viele Bauern stellen.

Auch in Bischofswiesen vier Schafe gerissen - „man weiß nicht, was passiert ist“

„Ich bin dabei den Weidebetrieb einzustellen“, bedauert Anton Walch. „Wir betreiben eine Milchwirtschaft und ein solcher Vorfall ist ein enormer Schaden für uns.“ Dass er eine Ausgleichszahlung erhält, wagt er zu bezweifeln: „Wir haben keinen Wolf sicheren Zaun.“ Und selbst dann sei die Entschädigung zu gering. Für Walch ist klar: „Ich betreibe seit 40 Jahren Weidewirtschaft, aber so kann ich nicht weitermachen.“

Bevor eine endgültige Entscheidung fällt, heißt es erstmal warten. Genauso wie es gerade Familie Aschauer in Bischofswiesen macht. Sie haben am Dienstag (28. Juni) ein gerissenes Schaf und zwei verletzte Tiere gefunden, die von ihrem Leiden erlöst werden mussten. „Man weiß nicht, was passiert ist“, bestätigt Elisabeth Aschauer. Eine Nachbarin habe ein verletztes Schaf gesehen, woraufhin sie in einer Mulde ein schon leicht verwestes totes Tier und ein weiteres verletztes Schaf gefunden hätten. „Ein viertes Schaf haben wir mittlerweile auch noch tot gefunden“, bedauert die Landwirtin.

Netzwerk Große Beutegreifer ermittelt in Berchtesgaden - wurden Kälber und Schafe Opfer des Wolfs?

„Der beschriebene Fall im Landkreis Berchtesgadener Land wurde dem LfU im Laufe des 29. Juni gemeldet“, bestätigt ein Sprecher des Landesamt für Umwelt gegenüber BGLand24.de. Ein Mitglied des Netzwerks Große Beutegreifer hat die Situation vor Ort begutachtet und Proben für die genetische Analyse genommen. Diese werden für weitere Untersuchungen an das deutsche Referenzlabor am Senckenberg-Institut gesendet. Eine Beteiligung großer Beutegreifer kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht eindeutig ausgeschlossen werden.“

Für das LfU ein normaler Vorgang: „Wird ein Verdacht auf Beteiligung eines großen Beutegreifers an die Fachstelle ‚Große Beutegreifer‘ des Landesamtes für Umwelt gemeldet, nimmt das LfU Kontakt mit dem Nutztierhalter auf (Anm. d. Red.: auch im Fall von Familie Walch), um sich über genauere Angaben und wenn möglich Bildmaterial einen Eindruck von der Situation zu verschaffen. Liegen mögliche Indizien auf eine Beteiligung großer Beutegreifer vor, dokumentiert ein Mitglied des ‚Netzwerks Große Beutegreifer‘ im Auftrag des LfU vor Ort das Ereignis und sichert mögliche Spuren. Liegt ein begründeter Verdacht auf Beteiligung eines großen Beutegreifers vor, wird der Tierkörper von einem Veterinär detailliert untersucht und eine genetische Untersuchung veranlasst.“

Auch Familie Walch lies von den toten Kälbern Proben entnehmen. „Nachdem die Skelette aber ziemlich abgefressen waren, haben wir wenig Hoffnung, dass es ein klares Ergebnis gibt.“ Die Polizei war noch am selben Abend zur Nachschau vor Ort. Sie hat die zuständigen Stellen über die verendet aufgefunden Kälber informiert. Genau die müssen jetzt tätig werden. Denn erst Anfang Juni ist in Bischofswiesen ein Jung-Wolf von einem Auto erfasst und getötet worden. Außerdem wird im Landkreis Mühldorf ein Wolf vermutet.

cz

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