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Kaniber und Füracker läuten in Bischofswiesen den Landtagswahlkampf ein

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Von: Kilian Pfeiffer

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Starkbieranstich Bischofswiesen
Starkbieranstich in Bischofswiesen. © kp

Mit den etwas mehr als 7 Prozent scheinen die beiden CSU-Vertreter, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Finanzminister Albert Füracker, durchaus zufrieden zu sein: Zumindest mit dem Alkoholgehalt lässt es sich beim Starkbieranstich im Brenner Bräu in Bischofswiesen gut leben. Auf politischer Front wird hingegen ausgeteilt.

Bischofswiesen - Zwei Schläge, dann sitzt der Zapfhahn. So ganz glauben konnte das Albert Füracker nicht, der neben seiner Ministerkollegin der Hauptgast des Abends war.

Zwei Minister beim Starkbieranstich

Allen Krisen zum Trotz: „Man muss auch feiern dürfen”, sagte der gebürtige Parsberger gut gelaunt. Als „geballte Kompetenz” von CSU-Ortsvorsitzendem Alexander Wimmer angekündigt, war das Landespolitiker-Duo in vielen Dingen durchaus ebenbürtig. Füracker ist ausgebildeter Landwirt - Kaniber kümmert sich um ebenjene. Er hat als Finanzminister das große Geld - Kaniber will es von ihm haben. Deshalb sind die Schmeicheleien im Vorfeld auch groß (Füracker: “Du bist die beste Landwirtschaftsministerin weltweit. Du hast Charme. Du bist ein Mensch, den man nur mögen kann”). Prost: Darauf muss erstmal getrunken werden.

Wahlkampf eingeläutet

Schließlich ging es dann doch um Politik, weil der Wahlkampf bereits eingeläutet ist. Auch wenn Füracker im Saal niemanden vom Kreuzchen bei der CSU auf dem Wahlzettel überzeugen musste - geklatscht wurde laut, wenn die eigene Meinung mal wieder bestätigt wurde. Viel zu viel Bürokratie habe das Land, das lähme - und koste Geld, „wir schaukeln uns immer weiter hoch”, so Füracker. Was bringt’s? „Wir vertun in manchen Branchen 30 Prozent mit Dokumentation, nur um uns abzusichern.” Schlanker und unkomplizierter, so lautet seine Forderung für die Zukunft.

Handwerk wichtiger denn je

Dass die Meisterschule in Bayern nun bezahlt werde: ein Verdienst der eigenen Partei. Derweil, sagt Füracker, sei das Handwerk wichtiger denn je, „der Mensch beginnt nicht erst beim Akademiker”. In die Runde fragt er: „Wenn wir keine Berufsschulen mehr haben, wer soll dann unsere Hochschulen bauen?” Hinzu kommt: Ein Doktortitel sei häufig eine Bürde: Man werde überprüft, ob man geschummelt habe. Um Politiker zu werden, reicht die Mittlere Reife. Füracker ist lebendes Beispiel dafür.

Wahlkampfthema Zuwanderung

Das Potenzial zum heiß diskutierten Wahlkampfthema zu werden, hat das Thema Zuwanderung. Bei der anwesenden CSU-Mannschaft scheint alles klar zu sein: Minister und Ministerin, CSU-Ortsvorsitzender Alexander Wimmer sowie Landrat Bernhard Kern sind sich einig: So wie derzeit könne es nicht weitergehen. Die erleichterte Einbürgerung von Ausländern?

„Der deutsche Pass im Ausverkauf”, so bezeichnete es Alexander Wimmer. „Es braucht eine Kehrtwende bei der Migrationspolitik”, fordert der 23-Jährige, der vor zwei Jahren den Ortsvorsitz übernommen hatte und dem von allen Seiten noch so mancher politische Karriereschritt vorausgesagt wird.

Füracker unterstreicht das. Über den Krieg in der Ukraine sagt er: „Ein Diktator schickt seine Soldaten zum Sterben in den Krieg.”

Bayern sei in den vergangenen 20 Jahren um mehr als eine Million Bürger gewachsen. „Wir sind ein offenes Land”, sagte Füracker. Der Freistaat habe in der zurückliegenden Zeit mehr Flüchtlinge aufgenommen als ganz Frankreich. „Wir können aber nur solange helfen, solange wir nicht selbst überfordert sind.” Das Verständnis bei der Bevölkerung dürfe nicht überstrapaziert werden.

Ampel als Sündenbock

Dann läutete Füracker zum „Ampel-Bashing” ein, ein dem Wortursprung nach „oberpfälzischer Begriff”: Die bereits aus der Erinnerung getilgte Ex-Verteidigungsministerin Lambrecht: Habe Deutschland in der halben Welt lächerlich gemacht. Bundesfinanzminister Lindner? „Er fiel vor allem dadurch auf, dass er Schulden machte, wie keiner vor ihm.” Als „Sondervermögen” deklariert, könne man in Berlin damit aber keine zukunftsgerichtete Politik mehr machen. Für Außenministerin Baerbock wolle Füracker zudem keine Verantwortung übernehmen: „Ich verstehe nichts von Außenpolitik. Baerbock aber auch nicht: Ich erwarte mir mehr Sensibilität. Man muss mehr können, als ein bisschen daherzuplappern.”

Der Erfolg von Politik bemesse sich am Zustand des Landes. Fürackers Paradebeispiel dafür ist Bayern. „Am Anfang des Verteilens steht das Wirtschaften. Bayern steht in dieser Hinsicht gut da”, sagte Füracker. Von Applaus begleitet war dessen Aussage, der Freistaat werde, trotz allem, keine Schulden machen in diesem Jahr.

Anpacken statt ankleben

Ihr Fett weg bekamen die Klimakleber: „Die Leistungsträger der Gesellschaft sind die, die früh morgens aufstehen und zur Arbeit gehen - und nicht, die, die sich auf die Straße legen und behaupten, die letzte Generation zu sein.” Anpacken, statt ankleben. „Jeder gesunde Mensch soll 40 Stunden arbeiten gehen.”

Zuspruch erhielt der Finanzminister für Aussagen wie diese: „Wir werden nie die Schwachen stärken, indem man die Starken schwächt.” Ganz im Wahlkampfmodus ratterte Füracker die Themen ab: „Das Geld muss in der Tasche der Leute bleiben.” Erben müsse neu überdacht werden: „Es ist ungerecht, wenn bereits versteuertes Eigentum nochmals versteuert wird.”

Ab August 2029 soll jedes Grundschulkind der Klassenstufen eins bis vier einen Anspruch auf ganztägige Betreuung haben. Neue Einrichtungen könnten entstehen. „Brauchen wir das alles in diesen Dimensionen”, fragte Füracker. „Wir müssen klüger mit unseren Geldern umgehen.” „Freistaat” bedeute: frei denken, frei handeln. Vorschreiben lasse er sich daher nicht, „dass ich mit 55 Jahren mit dem Insektenessen beginne. Das will ich schon selbst entscheiden.”

Schließlich griff er zum Starkbier, „Bayern ist Zukunft”, sagte Füracker. Langer Applaus. Die anwesenden CSU-Anhänger sehen das ähnlich.

kp

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