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Lange Wartelisten und fehlende Betreuer: Hat Bischofswiesen ein Kindergarten-Problem?

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Von: Kilian Pfeiffer

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Zu klein für die Betreuung. Der Kindergarten Winkl braucht eine Erweiterung, um dem Bedarf an zusätzlichen Plätzen gerecht zu werden.
Zu klein für die Betreuung. Der Kindergarten Winkl braucht eine Erweiterung, um dem Bedarf an zusätzlichen Plätzen gerecht zu werden. © kp

Die Warteliste ist lang. Die Gemeinde Bischofswiesen hat ein massives Problem, Kinder im Kindergarten unterzukriegen. Fünf zusätzliche Gruppen müssen neu geschaffen werden, um dem Bedarf gerecht zu werden. Es muss neu gebaut werden. Mangels Personal ist das Unterfangen zudem schwierig. Selbst Fachkräfte aus Österreich haben kaum eine Chance. „Die Politik muss flexibler werden“, fordert Bischofswiesens Geschäftsleiter Rupert Walch.   

Bischofswiesen22 Kinder stehen derzeit auf der Warteliste der beiden Kindergärten in Bischofswiesen: 13 bei der Kindertagesstätte in Winkl, neun weitere beim Diakoniewerk Hohenbrunn. Über Wochen hat sich Rupert Walch, Geschäftsleiter der Gemeinde Bischofswiesen, Gedanken gemacht. Er hat mit Zahlen jongliert, Wartelisten verglichen, Einschulungskorridore berücksichtigt und einen Blick in die Glaskugel gewagt.

Die Frage, die hinter allem stand: Wie hoch ist der Bedarf an Kindergarten- und Krippenplätzen in seiner Gemeinde? „Nach aktuellem Stand besteht in den beiden Einrichtungen ein Bedarf von 28 Kindern – voraussichtlich“, sagt er. Mehr Kinder, mehr Personal, so viel ist klar. 

Ein wichtiges Werkzeug, das er zur Ermittlung des Bedarfs zur Hand hatte, war die Sozialraumanalyse des Landkreises Berchtesgadener Land, in der unter anderem das Bevölkerungswachstum berücksichtigt wird. Allerdings gibt es viele Unbekannte, die die Erhebung nicht berücksichtigt, etwa den Zuzug in die Gemeinde. Das erschwert die Prognosen

Ohne Neubau wird es nicht gehen

Seit Monaten werden Aufstellungen erhoben, die dem Bedarf der Zukunft gerecht werden sollen. „Es ist schwierig, in die Zukunft zu planen“, sagt Rupert Walch. Fest steht: Ohne Neubau wird es nicht gehen. In der Verwaltung plant man bereits eine Erweiterung des Waldkindergartens, der erst vor einigen Jahren gebaut und eröffnet worden war. „Die Nachfrage nach diesen Plätzen ist groß“, sagt Walch.

So viele Kindergartenbetreuer wie noch nie

Die finanziellen Belastungen, die die Kinderbetreuung mit sich bringt, sind enorm, seitdem es im Durchschnitt eine Betreuungsperson für zehn Kinderstunden benötigt. Kindergartenbetreuer sind mitunter die größte Gruppe an Mitarbeitenden, die die Gemeinde zu zahlen hat. 31 Vollzeitkräfte sind derzeit beschäftigt, so viele wie noch nie.

Eine neue „Waldhütte“ für zwei Gruppen schlägt mit einer knappen halben Million zu Buche. Drei weitere Gruppen könnten in ein Bestandsgebäude des Diakoniewerks Hohenbrunn in der Insula untergebracht werden, das umgebaut werden müsste. Damit ist der Bedarf für die Zukunft vielleicht noch gar nicht gedeckt. „Ob zusätzliche Erweiterungsmöglichkeiten im Bereich Insula denkbar wären, wurde bisher nicht verbindlich abgeklärt“, sagt Walch. Für die Zukunft könnte das aber notwendig werden.

Gemeindeinterne Erhebungen zeigen: Im Jahr 2024/25 stünden bei Umsetzung der bisherigen Planungen 66 Krippenplätze und 310 Kindergartenplätze zur Verfügung. Das könnte erstmal reichen. 

Trotz Rekordzahl: Bereits jetzt fehlen die Mitarbeiter

Walch macht jedoch ein ganz anderes Problem zu schaffen: Bereits jetzt fehlen die Mitarbeiter, sodass nicht allen benötigten Kindergarten- und Krippenplätzen nachgekommen werden kann. „Für unsere aktuellen Planungen bräuchten wir zwischen zwölf und 14 neue Mitarbeiter.“ Der Markt sei leergefegt, sagt Walch. „Politisch wurde der Beruf schlecht geredet.“ Die Bezahlung gilt als schlecht, die Verantwortung ist groß.

Dennoch werden ausländische Abschlüsse nicht anerkannt

Walch sagt: „Ausländische Abschlüsse müssten schneller und einfacher anerkannt werden.“ Erst kürzlich wollte eine Pädagogikstudentin aus Österreich mit abgeschlossenem Master bei der Gemeinde im Kindergarten anfangen. „Ihr Abschluss wurde als solcher nicht anerkannt“, sagt Walch. „Sie hätte nur als Kinderpflegerin beginnen können.“ Die potenzielle Mitarbeiterin hat sich für einen anderen, besser bezahlten Job entschieden. 

Rupert Walch sagt, dass die Entwicklung dramatisch sei und es schwierig werde, die benötigten Mitarbeiter zu finden. „Die Politik wird bei der Auswahl der Mitarbeiter flexibler werden müssen, wenn man allen Eltern Plätze für ihre Kinder anbieten möchte.“ Der Druck auf die Gemeinde sei schon jetzt groß. „Wenn sich nichts tut, können wir in Zukunft nicht mehr alle Kinder betreuen.“ 

kp

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