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Emotional ging das Snowboard-Weltcup Finale am Götschen in Bischofswiesen zu Ende. Ramona Hofmeister (24) aus Stanggaß verteidigte wieder erfolgreich ihren Titel.
Bischofswiesen - Am Ende wurde es sehr emotional: „Ihr seid uns noch lange nicht los“, sagte Ramona Hofmeister mit tränenerstickter Stimme ins Mikrofon und nahm Selina Jörg und Cheyenne Loch in die Arme. Und die soeben erneut zur Gesamt-Weltcupsiegerin gekürte Bischofswieserin wollte ihre nun scheidenden Team-Kollegen gar nicht mehr loslassen, weil sie wusste: „Ihr reißt ein brutales Loch in unsere tolle Truppe“.
Dass das alles ausgerechnet am Götschen passierte, der Wiege des deutschen Snowboard-Sports, passte ins Bild – inklusive das April-Wetter mitten im März: Von schon fast schneesturm-ähnlichen Zuständen bis hin zum kurzzeitig strahlenden Sonnenschein war alles dabei, und das mehrfach „schön“ im Wechsel. Gerade als Weltmeisterin Selina Jörg ihre Silbermedaille für den 2. Parallelslalom-Platz in ihrem tatsächlich letzten Rennen in Empfang nehmen durfte, riss die Wolkendecke kurz auf und zauberte ein fantastisches Licht in den Zielraum des FIS-Hangs, an dem zuvor 32 Damen und Herren ein hochspannendes Saisonfinale bestritten hatten.
Emotionen am Snowboard-Weltcup am Götschen




Trotz der enorm schwierigen, weil unbeständigen Bedingungen mit im Grunde permanentem Neuschnee brachte der WSV Bischofswiesen um Vorstand Bernhard Heitauer und den vielen fleißigen Helfern – mit Unterstützung des SK Berchtesgaden und des SC Hammer – ein reibungsloses Rennen über die Piste. Bereits ab 5 Uhr war das Team im Einsatz, immerhin musste ein halber Meter Neuschnee, der über Nacht gefallen war, aus der Piste befördert werden. Das Kehr- und Rutsch-Kommando leistete den ganzen Tag über ganze Arbeit.
„Weltcup-Finale dahoam“
Ramona Hofmeister (24) musste in ihrem 55. Weltcup-Rennen – das erste auf jenem Hang, an dem sie unter anderem das Snowboarden erlernte – bereits im Viertelfinale die Segel streichen. Doch schon nach dem Achtelfinale war klar: Die große Kristallkugel darf sie erneut mit nach Hause in den wenige Kilometer entfernten Ortsteil Stanggaß nehmen. Dass es beim „Weltcup-Finale dahoam“ kein Podestplatz wurde, machte der überragenden Dame der nun vergangenen zwei Winter deshalb fast nichts aus – weil sie sich so sehr für ihre gute Freundin Selina Jörg mitfreute. Die einzige, die Hofmeister den Weltcup-Gesamtsieg noch hätte streitig machen können, Sofia Nadyrschina aus Russland, war schon in der ersten K.o.-Runde im Duell mit Carolin Langenhorst gestürzt. Die 25-Jährige vom WSV Bischofswiesen überraschte mit Platz 3, dem erst zweiten Medaillenrang ihrer Karriere bei den Großen.
In der Corona-Krise sprang sie als Helferin in der Telefonberatung des Gesundheitsamtes Bad Reichenhall ein. Im Oktober 2020 zeichnete sie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann dafür mit dem Bayerischen Sportpreis in der Kategorie „Beispielhaftes Engagement zur Bewältigung der Corona-Pandemie“ aus.
Selina Jörg war 2003 als Zuschauerin beim Boardercross am Götschen und 2004 im Rahmen des bis dato letzten Snowboard-Weltcups im Berchtesgadener Land zusammen mit Anke Karstens (heute Wöhrer/2014 in Sotschi Olympia-Zweite) Vorläuferin. Rennmoderator Wasti Rasp „verdonnerte“ Jörg und Loch deshalb gleich mal, sollte nächstes Jahr wieder ein Weltcup an diesem Ort stattfinden, zum prominenten Vorläuferinnen-Einsatz.
Prof. Hanns Michael Hölz, „Snowbard Germany“-Präsident, zeigte sich vom Bewerb am Götschen derart begeistert, dass er am liebsten jede Saison hierherkommen würde: „Wenn Ihr uns lasst“, richtete er einen fast schon flehenden Appell an die heimischen Ausrichter.
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