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Bischofswiesen plant um - keine Bibliothek, dafür ein kleineres Rathaus

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Von: Kilian Pfeiffer

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Das alte Rathaus von Bischofswiesen existiert nicht mehr. Für die Zukunft plant die Gemeinde ein neues Bürgerzentrum, das nun aber kleiner werden soll als geplant. © Kilian Pfeiffer

Das geplante neue Rathaus in Bischofswiesen, das Bürgerzentrum, könnte deutlich kleiner ausfallen als geplant. Eine ursprüngliche Planung, eine Filiale der Sparkasse Berchtesgadener Land zu integrieren, ist vom Tisch. Der Gemeinderat streicht nun auch die einst geplante Bücherei. Nicht mehr zeitgemäß, heißt es. Die Baukosten könnten dadurch um einen siebenstelligen Betrag sinken.

Bischofswiesen – Eine Bücherei im neuen Bürgerzentrum? Bis vor wenigen Jahren war das gesetzte Sache in der Gemeinde Bischofswiesen. Doch die Zahlen der Bücherentleihe in der Gemeindebücherei sind seit Jahren rückläufig. Im Jahr 2010 kamen noch 2,5 Prozent der Bischofswieser Bevölkerung zum Ausleihen von Büchern. Stand 2021 sind es nur noch 1,2 Prozent. 

Die Zahl der öffentlichen Bibliotheken hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgenommen. Laut statista.de gab es 2010 noch knapp 9900 Bibliotheken, zehn Jahre später waren es nur noch 8245 - ein Rückgang um 17 Prozent. Viele Bürger weichen seit Jahren auf die deutlich besser ausgestattete Bibliothek in Berchtesgaden aus, weiß man in der Bischofswieser Verwaltung. Trotzdem setzte man dort auf den Fortbestand einer eigenen Bücherei - und plante gemeinsam mit dem Bayerischen Bibliotheksverband die Grundlage für eine zeitgemäße Bibliothek im neuen Bürgerzentrum. Knapp 200 Quadratmeter waren angedacht, 170 für die Bücher, 20 für eine Leselounge. 

Ist das gedruckte Buch noch attraktiv?

Seit der Corona-Pandemie gingen die Nutzerzahlen rapide nach unten, obwohl ein Großteil des Buchbestandes ausgetauscht wurde, um an Attraktivität zu gewinnen. Zudem kommt: „Die Bücherei besitzt noch den Flair einer Tante-Emma-Bücherei“, sagt selbst die Leiterin der Bücherei, Heidi Stangassinger. 

Auch unter den Gemeinderäten gibt man dem gedruckten Buch wenig Zukunft. „Nicht jede Gemeinde braucht eine Bibliothek“, sagt etwa der ehemalige Schulleiter Hans Metzenleitner. „Eine Top-Bibliothek für den gesamten Berchtesgadener Talkessel würde genügen.“ Einig ist man sich hingegen, dass öffentliche Büchereien für einkommensschwache Personen Zugang zu Medien und Bildung bieten. Allerdings: Das gedruckte Buch büßt bei der jungen Generation immer mehr an Attraktivität ein. 

E-Books und Plattformen zur digitalen Ausleihe seien die Zukunft. „Man muss der Realität ins Auge blicken“, sagt Gemeinderat Oliver Schmidt. Ratskollege Simon Schwaiger sagt: „Würden wir für das Bürgerzentrum eine Bibliothek planen, kämen wir wohl ins Schwarzbuch.“ Der Bund der Steuerzahler veröffentlicht dort jährlich jene Projekte, die auf sich aufmerksam machten - als öffentliche Verschwendung von Steuermitteln. 

Ein kleineres Bürgerzentrum ist möglich

Für die Volksvertreter ist klar: Keine Bücherei im Bürgerzentrum. Auf eine Bücherei im millionenschweren, derzeit im Bau befindlichen Schulhaus unweit des geplanten Bürgerzentrums will man hingegen nicht verzichten. 

Erste Planungen des Bürgerzentrums wiesen eine Nutzfläche von knapp 1500 Quadratmetern auf. Weil die Bibliothek nun wegfällt, und auch die Sparkasse kein Interesse mehr hat, fallen rund 330 Quadratmeter weg. „Eine Reduzierung des Grundrisses wäre möglich“, sagt der Geschäftsleiter der Gemeinde Bischofswiesen, Rupert Walch. Die innere Aufteilung des Gebäudes würde nun erleichtert, weil in den oberen Geschossen mehr Platz benötigt wird, der wegen des Wegfalls der Nutzungen im Erdgeschoss nun zur Verfügung steht. 

Auf Basis eines Architektenentwurfs aus dem Jahr 2017 hat die Gemeinde errechnet, dass auf Kostenbasis nun mehr als eine Million Euro eingespart würde. Zu klein bauen will Bürgermeister Thomas Weber aber nicht, sagt er. Allerdings habe die Verwaltung in den vergangenen Jahren viele Erfahrungen mit Home-Office machen können. In Zukunft setzt er zudem vermehrt auf das Konzept des Desksharings. Durch Mehrfachbenutzung eines Büroarbeitsplatzes von mehreren Mitarbeitern könnten Anwesenheitszeiten besser genutzt werden. Aus Webers Mund klingt das so, als könnte das neue Bürgerzentrum durchaus einen Tick kleiner ausfallen. 

kp

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