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Autobastler Sepp Irlinger (74) sammelt Oldtimer und präsentiert seinen Traum auf vier Rädern

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Von: Kilian Pfeiffer

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Sepp Irlinger (74) aus Bischofswiesen sammelt Oldtimer und präsentiert seinen Traum
Sepp Irlinger (74) aus Bischofswiesen sammelt Oldtimer und präsentiert seinen Traum. © kp

Die alten, motorisierten Schätze stehen auf einer Fläche von 280 Quadratmetern: Sepp Irlinger hat sich mit seinem Showroom einen ganz persönlichen Traum erfüllt und präsentiert Mercedes, NSU, Porsche und Co. auch allen Freunden formvollendeter Karosserien: „Heute schauen Autos mittlerweile alle gleich aus”, sagt er.

Bischofswiesen - In der Halle im Erdgeschoss neben dem Hotel ist es warm. “Fußbodenheizung”, sagt Sepp Irlinger. Für die Raritäten auf vier Rädern ist das eine gute Ausgangslage. “Ein Auto im Schuppen nebenan ist alles andere als optimal.” 

Autobastler Irlinger sammelt Oldtimer

Sepp Irlinger ist 74 Jahre alt. Der gelernte Mechaniker, der seit 23 Jahren das Hotel Reißenlehen führt, ist Autofan durch und durch. In der Halle mit Bergblick stehen seine ganz persönlichen Highlights: Glückskäufe, Lebenswünsche, Seelenstreichler.

Da ist der Porsche Turbo, „alles Original“, sagt Irlinger. 42 Jahre ist das Auto alt. „Die schönste Form, die Porsche jemals schuf”, ist der Autokenner überzeugt. Der Mercedes 190 SL, Baujahr 1961, hat 105 PS. Für Irlinger ist klar: die Karosserie ist unvergleichlich. „Das waren noch Autos”, schwärmt er.

Rennfahrer-Legende Röhrl ist sein Spezl

Auf der Motorhaube eines der PS-starken Hingucker in der Halle hat Walter Röhrl unterschrieben. Der deutsche Rallyefahrer ist Irlingers Spezl. Sein Autogramm hat er auf einem Audi Sport Quattro S1 gesetzt, 600 PS stark - eine Replika des Originals, das Rennfahrer Röhrl 1985 in San Remo fuhr - und damit am Ende siegte. „Mein Sohn und ich haben das Auto über zwei Jahre lang gebaut”, sagt der Mittsiebziger. Das Vorderteil stammt aus einem Audi 80, das Hinterteil aus einem Audi 80 Coupe Quattro. Türen, Kotflügel und Dach: „Alles aus Karbon.”

Vor der Glastür der Halle warten zwei junge Männer. „Dürfen wir mal schauen”, fragt der eine. Sepp Irlinger führt durch die Ausstellung, vorbei am Fendt-Traktor aus dem Jahr 1956. Irlingers Familie betrieb einst eine Landwirtschaft zum Broterwerb, „der Traktor funktioniert noch tadellos”, sagt er. Heute betreibt er die Landwirtschaft nur noch im Nebenerwerb mit einigen Pferden und Hühnern.

Den weißen VW Käfer in der Triple White Edition hat er aus den USA importiert, ebenso das 250 SE Cabriolet von Mercedes, Baujahr 1968. Als er es kaufte, war das Gefährt in schlechtem Zustand, ein Unfallschaden, „wir mussten komplett entlacken”, sagt Sepp Irlinger. 

Oldtimer begeistern immer mehr Menschen

Das Oldtimer-Hobby hat in den vergangenen Jahren weltweit an Fahrt aufgenommen. Fans alter Formen gibt es immer mehr. „Mittlerweile spielen Käufer aus China und dem Mittleren Osten eine große Rolle”, sagt der Autosammler. Die Preise für Fahrzeuge wie den Mercedes 300 SL mit Flügeltüren gehen durch die Decke. Millionensummen werden dafür aufgerufen. 

Über den Wert seiner Sammlung spricht Sepp Irlinger nur ungern. „Ich hatte beim Kauf immer viel Glück”, sagt er. Außerdem hätten sein Sohn und er als Mechaniker einen entscheidenden Vorteil: Sie wüssten sich immer zu helfen. „Wir schrauben selbst.” Das einzige Problem: Auch Originalteile ziehen im Preis an. 

Alle Ausstellungsstücke fahrbereit

Der rote Kleine im Raum ist ein Exemplar der ehemaligen NSU Motorenwerke. Der Fahrrad-, Motorrad- und Automobil-Hersteller fusionierte 1969 zur Audi NSU Auto Union AG. 1985 fand eine Umfirmierung in Audi statt, wodurch der Name NSU von der Bildfläche verschwand. „Der Motor macht Probleme”, sagt Sepp Irlinger. Er habe viel Zeit in das gute Stück gesteckt und versuche ihn wieder in alte Form zu bringen, schließlich will er das Gefährt auch wieder auf die Straße bringen. Alle Fahrzeuge im Ausstellungsraum sind angemeldet, haben ein Nummernschild und lassen sich auf der Straße bewegen. 

Dieses Jahr stehen in Berchtesgaden wieder die großen Oldtimer-Veranstaltungen an, das Rossfeld-Rennen und die Edelweiss Classics, bei denen hunderte Teilnehmer aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz teilnehmen - für den guten Zweck.

Sehnsucht nach der Rennstrecke

„Ich bin zwar schon alt”, sagt Sepp Irlinger, „aber ich würde gerne wieder mal mitfahren.” Mit dem NSU würde er dann gerne auf die Strecke gehen, sofern er die Probleme am Motor bis dahin beheben kann. Mitzufahren und liegen zu bleiben: Eine solche Schmach möchte er nicht erleben. 

In einer Ecke des Showrooms hängen dutzende Abzeichen an der Wand. In einer Vitrine schlummert die Fahrerlizenz von Kurt Zeller, Rennfahrer und einst Eigentümer des Eisenwerks Annahütte in Hammerau. Seine vielen Erfolge im Rallye- und Rennsport zeigen sich in gut einem Dutzend Pokalen, die bei Sepp Irlinger als Leihgabe ausgestellt sind. Motorsportfans wüssten über die Bedeutung des Rennfahrers Bescheid, sagt Irlinger.

Benzin im Blut

Bei einem Rundgang durch die Halle, geht dem Oldtimer-Sammler das Herz auf. Zu jedem Objekt hat er etwas zu berichten, an den meisten der Fahrzeuge hat er selbst mal geschraubt. Die Ausstellung sei klein, aber fein. 

Und obwohl er sich schon so manchen Traum erfüllt hat, heißt es für den 74-Jährigen nicht, mit dem Träumen aufzuhören. „Ein BMW würde mir noch fehlen”, sagt Sepp Irlinger. Alles kann, nichts muss. “Wenn ich einen Glücksfund mache, schlage ich vielleicht zu.”

kp

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