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„Alpines Dorf“ für Bischofswiesen? – Das plant Unternehmer René Wilms

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Von: Kilian Pfeiffer

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Seit über 25 Jahren steht die geschichtsreiche Kurklinik Stanggaß leer. Hier könnte ein “alpines Dorf” unter der Leitung von Unternehmer René Wilms verwirklicht werden.
Seit über 25 Jahren steht die geschichtsreiche Kurklinik Stanggaß leer. Hier könnte ein “alpines Dorf” unter der Leitung von Unternehmer René Wilms verwirklicht werden. © Bildmontage: kp

Ein “alpines Dorf” mit rund 120 Suiten planen René Wilms und die Eigentümergesellschaft, die Berchtesgaden Alps Hotel und Resort Development GmbH. “Es soll ein langfristiges Projekt für die Zukunft sein”, sagt der Unternehmer. Auf dem 66000 Quadratmeter großen Gelände steht aktuell die ehemalige Kurklinik Stanggaß. Wenn es nach Wilms geht, allerdings nicht mehr lange.

Bischofswiesen – Ein Modell des alpinen Dorfs, das gibt es schon seit längerem, sagt René Wilms. Aktuell läuft das künftige Resort unter dem wenig spektakulären Projektnamen „Hotel- und Gesundheitsresort Bischofswiesen in den Berchtesgadener Alpen“. Die Öffentlichkeit hat es bislang noch nicht zu Gesicht bekommen. Es wird noch hinter Verschluss gehalten.

Bereits seit 2015 in den Startlöchern

Seit Jahren ist es still geworden um das seit langem angekündigte Großprojekt, das 2015 das erste Mal im Bischofswieser Gemeinderat in Teilen vorgestellt worden war. Es liegt in bester Lage und soll im teuersten Ortsteil Bischofswiesens entstehen. In den vergangenen Wochen hatte sich Widerstand geregt, weil so mancher Lokalpolitiker mittlerweile Baugrund als notwendiger erachtet als ein weiteres Hotel höchster Kategorie und Preisklasse. 

Laut Wilms soll es nun aber „endlich“ – richtig losgehen. „Natürlich haben wir im Hintergrund im Laufe der Jahre weiter dran gearbeitet“, sagt er im Hinblick auf die lange Verzögerung. Corona und das große Unwetter im vergangenen Jahr hätten starken Einfluss gehabt, vielen nochmal zu überdenken, und nachdem die Liegenschaft der Kurklinik erst im September 2019 einen Eigentümerwechsel erfahren hatte. Die Planer hätten sich „intensiv mit dem Thema eines erhöhten Überschwemmungsrisikos, das durch Oberflächenwasser und Starkregen verursacht wird“, befasst. Ein „präventives Konzept“ befinde sich in Entwicklung, heißt es.

„Alpines Dorf“ nur ein gewöhnliches Hotel?

Momentan würden die Untergrundverhältnisse durch ein vertieftes geologisches Gutachten untersucht. Geklärt werde derzeit auch der Abriss und die aufwendige Entsorgung des bestehenden Klinikgebäudes. Eine Abstimmung auf den Flächennutzungsplan und das bevorstehende Bebauungsplanverfahren seien „erforderlich für ein solch umfangreiches Vorhaben“, sagt Wilms. Das „alpine Dorf“ der Zukunft, über das Wilms spricht, soll drei Bereiche abdecken: Gesundheitsprävention, Wellness und Hotel. Ein gewöhnliches Hotel also? „Nein“, sagt Wilms.

Das Betriebskonzept richtet sich an Besucher aus der Region, aber auch internationale Gäste, etwa aus dem asiatischen Raum. Ein Resort dieser Art bringe Gäste in die Region, die ein solches Angebot schätzen, sagt Wilms und meint damit Personen, die sich das leisten können. Ein wichtiger Baustein sei ein „East meets West“-Spa und -Gesundheitsbereich, asiatische Einflüsse inklusive.

Von „Luxus“ möchte René Wilms nichts wissen

Die Hotelentwicklung und der Betrieb unterliegen der in Luzern ansässigen Unique Hotels & Resorts AG. „Das Unternehmen entwickelt in Zusammenarbeit mit international erfahrenen Experten Hotel- und Servicekonzepte“, sagt René Wilms. Im asiatischen Raum gibt es mehrere Beispiele von Resorts, die unter dem Dach der Schweizer Firma umgesetzt wurden: Datai Langkawi in Malaysia, gelegen in einem Regenwald, das Legian Seminyak in Indonesien, das Chedi Muscat im Oman. Zu letzterem heißt es auf der Webseite: „Eingebettet zwischen den steil abfallenden Bergen des Hajar-Gebirges und dem glitzernden Wasser des Golfs von Oman, liegt das Luxushotel The Chedi Muscat inmitten einer 8,5 Hektar großen und elegant angelegten Gartenanlage.“

In der Provence ist kürzlich das Resort Coquillade eröffnet worden. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat über das Resort auf einer dreiviertel Seite berichtet. Alle Anlagen entsprechen der Fünf-Sterne-Kategorie. Auch das „alpine Dorf“ in Bischofswiesen soll diesen Anspruch erfüllen. Das Wort „Luxus“ fällt bei René Wilms dabei allerdings nicht. 

Die Berchtesgaden Alps Hotel und Resort Development GmbH ist eine Tochtergesellschaft der European Alps AG, die darauf spezialisiert sei, „Hotel- und Gesundheitsresorts in den europäischen Alpen zu entwickeln“, sagt Wilms, der der Verwaltungsrat und Vertreter der Gesellschaft ist. „Wir arbeiten mit Bankinstituten und Familienunternehmen zusammen“, sagt der Unternehmer. Diese fungieren als Kapitalgeber. Nähere Auskünfte möchte Wilms nicht erteilen. Er sagt: „Seit Jahren besuchen Gäste aus unserem Netzwerk die Region.“

„Auf die Bergwelt des Watzmanns ausgerichtet“

Der Unternehmer spart sich mit Details zum Bauwerk noch aus. Er sagt: „Es darf kein Bauwerk sein, dass man in jeder Stadt vorfindet.“ Der Anspruch, einzigartig zu sein, soll auch in Bischofswiesen gelten. Tatsache ist: Das „Dorf“ soll sich aus mehreren Häusern zusammensetzen, jeweils mit eigenen Suiten, Garten und Terrasse. „Der Gast soll ein Ensemble betreten, das fest in die Baukultur der Berchtesgadener Alpen eingebettet ist“, verspricht er. Das zugrunde liegende Architekturkonzept sieht vor, dass „alle Gastbereiche auf die Bergwelt des Watzmanns ausgerichtet“ sind.

Der 66000 Quadratmeter große Grund liegt in Filetlage in einem Wohngebiet. Die Projektanten planen, unter dem Areal eine Tiefgarage zu verwirklichen. Die gesamte Logistik rund um das Hotel soll im Untergrund abgewickelt werden, „sodass keine Beeinträchtigung für die Nachbarn entstehen wird“. Die Nachbarschaft werde zu Abend- und Nachtzeiten „auf ein elegantes, dezent-beleuchtetes Gebäudeensemble blicken, ohne die Privatsphäre zu beeinträchtigen“, verspricht Wilms. 

Neben dem Hotelbetrieb mit rund 120 Zimmern und Suiten sowie einem Spa-Bereich sollen zwei Restaurants eingerichtet werden, eins mit regionaler, ein weiteres mit international ausgerichteter Küche. Auch die heimische Bevölkerung soll angesprochen werden, heißt es. Das Landschaftskonzept sieht vor, dass neben regionalen Baum- und Pflanzenkulturen auch „natürlich gestaltete Wasserflächen“ auf dem Gelände entstehen werden.

Kritik? René Wilms reagiert gelassen

All der im Vorfeld geäußerten Kritik begegnet René Wilms bislang gelassen. Natürlich sei neuer Wohnraum für die Region wichtig. Aber auf diesem Grund? Wohnraum möchte er vor allem für das Personal schaffen. Man sei auf Objektsuche für Mitarbeiter, hält Ausschau nach Baugrundstücken und Bestandsobjekten. Wilms weiß um die Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt Bescheid. Der Fachkräftemangel sei groß. Mittlerweile gehört die günstige Personalwohnung zum entscheidenden Kriterium, ob ein Arbeitnehmer Interesse an einer Stelle bekundet.

Sorgen, die benötigten 150 bis 200 Arbeitskräfte zu finden, macht er sich keine. Das Angebot für die Region soll attraktiv sein, man werde sich daher auch als „neuer attraktiver Arbeitgeber etablieren. Sobald es ein gutes Angebot gibt, kommen auch gute Leute“, weiß der Unternehmer, der in Deutschland geboren ist und in der Schweiz lebt. René Wilms plant, das Resort auch in Richtung Österreich hin auszurichten: „Ich sehe eine gute Verbindung mit Salzburg und den dortigen Festspielen.“ 

Bauzeit und Kosten?

René Wilms möchte das Resort schon bald stufenweise vorstellen und dann auch der Öffentlichkeit präsentieren. Nach eigener Aussage stehe man in regelmäßigem, engem Kontakt zur Gemeinde Bischofswiesen. Das Einleiten eines Bebauungsplanverfahrens mit städtebaulichem Vertrag habe oberste Priorität. Nach den notwendigen Offenlegungen und der Berücksichtigung der Anregungen aus dem Verfahren ist die Verabschiedung des Bebauungsplans vorgesehen.

„Sobald dies geschehen ist, besteht die Rechtsgrundlage einen Bauantrag einzureichen, eine Genehmigung zu bekommen und dann die Arbeiten zu beginnen“, sagt Wilms. Die Initiatoren rechnen mit einer Bauzeit von rund 24 bis 30 Monaten. Zu den möglichen Baukosten wollte sich Wilms nicht äußern. In der Vergangenheit waren Summen von bis zu einer Viertelmilliarde Euro kolportiert worden. 

kp

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