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Abriss von Hotel Geiger: Jetzt kommen die Bagger!

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Hotel Geiger © Kilian Pfeiffer

Bischofswiesen – Wie es mit dem ehemaligen Hotel „Geiger“ am Ortseingang von Berchtesgaden weitergeht? Offiziell war bis dato nichts bekannt. Die Gerüchteküche brodelte, Bürger zerbrachen sich im Kollektiv die Köpfe. Nachdem das Hotel nach einer Zwangsversteigerung vor rund einem halben Jahr durch den Berchtesgadener Unternehmer Dr. Bartl Wimmer ersteigert worden war, stehen nun die nächsten Schritte fest. Diese Woche beginnen die Abrissarbeiten. Und auch hinsichtlich der künftigen Nutzung bringt Wimmer Licht ins Dunkel.

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Hotel Geiger © Kilian Pfeiffer

Zwei Jahrzehnte sind vergangenen, seitdem das geschichtsträchtige Hotel „Geiger“ die Pforten geschlossen hat. In seiner besten Zeit galt das bis zuletzt familiengeführte Hotel als eine der Top- Adressen in der Region, in dem immer wieder prominente Gäste begrüßt wurden: Fürst Albert von Monaco war da, Elvis Presley zu Gast, der ehemalige kanadische Premierminister Pierre Trudeau mietete sich ein, die Musiker der Bee Gees ebenso, auch John F. Kennedy, damals Offizier, residierte in jenem Hotel, dem man nachsagt, eine der besten Lagen überhaupt zu haben: Blick auf den Watzmann, unverbaubare Lage, ein ganz besonderes „Filetstück“ im filetstückreichen Talkessel. 

Große, übereifrige Versprechungen

Ende der 90er-Jahre war dann aber Schluss mit dem Hotelbetrieb. Das Haus wurde geschlossen, ein Nachnutzungskonzept gab es über viele Jahre nicht. Dann, vor knapp fünf Jahren, und nachdem sich einige vorgestellte Konzepte als Luftnummern erwiesen hatten, kam die Regent- Hotelgruppe ins Spiel, die weltweit luxuriöse Häuser betreibt, und gemeinsam mit einem österreichischen Bauunternehmer Großes vorstellte: Luxussuiten in Chalets, mehrere Außenpools samt Wasserlandschaften, feinste Hotelzimmer sowohl auf dem Grundstück des ehemaligen Hotels sowie der unweit befindlichen Kurklinik.

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Holzarbeiten © Kilian Pfeiffer

Es gab Überlegungen eines Gesamtkonzeptes. Zur Freude der Bischofswieser Gemeindeverwaltung, die sich vom Abriss der Dauerruinen, die das Ortsbild der Stanggaß prägten, Großes versprach. Aus dem „exklusiven Hotel mit internationaler Ausstrahlung“, aus den wild gesponnenen Ankündigungen wurde aber nichts. Die Investoren fehlten, zu überambitioniert waren die Versprechungen, die man lauthals an die große Glocke gehängt hatte. 

Fakten statt leere Versprechungen

Bartl Wimmer spricht in deutlich ruhigeren Tönen. Zielgerichtet, überlegter. Übereifrige Versprechungen? Gibt es keine. Nur Fakten: „Diese Woche beginnen wir mit dem Abriss“, sagt Wimmer und schiebt gleich den Stand der Dinge hinterher. „Der Zustand ist erbärmlich und steht in deutlichem Kontrast zu dem, was das Haus einmal war.“ Deshalb rücken nun die

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Bartl Wimmer © Kilian Pfeiffer

Bagger an. 

Abriss dauert voraussichtlich bis Ostern

Das ehemalige Wohnhaus, einen Steinwurf von der Depandance entfernt, wird platt gemacht. Ebenso das in Teilen zusammengefallene Bettenhaus. Zudem das Schwimmbad und jener Teil, in dem die ehemalige Hotel-Küche zu finden war. Der Abriss wird viel Zeit in Anspruch nehmen. „Ungefähr bis Ostern“, sagt der Unternehmer, der als Grünen-Politiker sowohl im Berchtesgadener Gemeinderat als auch auf Kreisebene aktiv ist. Auch, wenn Wimmer eine Abrissgenehmigung für das gesamte Hotel sein eigen nennt, möchte er zunächst aber eine Untersuchung abwarten, die derzeit unternommen wird: das Landesamt für Denkmalschutz prüft das ehemalige Haupthaus des Hotels, auch die Dependance, die seit Ende des 19. Jahrhunderts steht. „Die Untersuchung warte ich erst mal ab“, so Wimmer. Erst dann werde entschieden, „ob und was gegebenenfalls stehen bleibt.“

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Bettenhaus © Kilian Pfeiffer

Ingenieur und Architekt aus der Region

Denkbar sei, einzelne Bereiche zu erhalten, die dann, bei einer künftigen Nutzung, integriert werden könnten. Der Reichenhaller Ingenieur Christian Baumann wird den Abriss koordinieren. Und auch in Sachen Grobplanung des Bebauungsplans hat sich Bartl Wimmer für einen Mann entschieden, der in Berchtesgaden nicht nur bekannt, sondern auch seit Jahren aktiv ist und mit dessen Hilfe das Ortsbild und damit der Markt von Berchtesgaden entscheidend geprägt wurde: Architekt und Stadtplaner Manfred Brennecke

Kein Baurecht für betreutes Wohnen und Klinik

Wimmer sagt, dass auf dem Gelände des Hotels auch künftig eine touristische Nutzung stattfinden werde. Eine Änderung des Flächennutzungsplans strebt er nicht an. Damit sind Gerüchte, die die Realisierung eines Altenwohnheims erwägten, vom Tisch. Betreutes Wohnen oder gar eine neue Klinik? Gestrichen. Das seien zwar alles gute Ideen. „Diese sind aber alle nicht zulässig, es gibt dafür kein Baurecht.“ Verfolgt werden soll hingegen – Wimmer sagt das ganz nüchtern - der „alte Nutzungszweck samt Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten.“ 

Haus soll deutlich kleiner ausfallen

Verabschieden darf man sich zudem von überdimensionierten Vorstellungen eines künftigen Hauses, die weite Teile des Areals einnehmen. „Es soll deutlich geringer ausfallen“, sagt Wimmer. Etwa Mitte des Jahres soll klar sein, „was es am Ende wird.“ Erst dann könne man in die Bebauungsphase gehen. Fakt ist auch, dass 2018 nicht mehr gebaut wird. 

„Vernünftiges und für den Ort verträgliches Konzept“

Ebenso widerspricht Bartl Wimmer allen Vermutungen hinsichtlich einer Zusammenarbeit: „Es gibt derzeit keine Kooperation mit Immobilienprojektentwicklern.“ Das Gelände, auf dem das ehemalige Hotel stehe, sei „schwierig“. Vor allem wegen der Straßenbeschallung. Die Hauptstraße verläuft unweit des Hauses. Wimmer ist zuversichtlich, dass eine künftige Planung diesen Schwachpunkt beseitigen kann. Druck hat der Unternehmer sowieso keinen. Schon nach Bekanntgabe des Hotelkaufs hatte der 57-Jährige klar gemacht, dass ihm die Zeit nicht im Nacken sitze. Wichtig sei allein ein „vernünftiges und für den Ort verträgliches Konzept.“

Erst im vergangenen Jahr hatte der jetzige Eigentümer Dr. Bartl Wimmer die Ruine ersteigert.

Im Herbst 2016 war im ehemaligen Hotel Geiger ein Großbrand ausgebrochen. 

Hier das Video vom Brand:

Video

Fotos vom Vollbrand:

So sah das Hotel vor dem Brand aus:

Kilian Pfeiffer

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