1. bgland24-de
  2. BGLand
  3. Region Berchtesgaden
  4. Berchtesgaden

Immer mehr TV-Drehs im BGL – Zweckverband will das für die Region nun noch mehr nutzen

Erstellt:

Von: Kilian Pfeiffer

Kommentare

Immer wieder erreichen en Zweckverband Anfragen zu den Drehorten, hier zu “Lena Lorenz”. In Zukunft soll es geführte Touren geben.
Immer wieder erreichen en Zweckverband Anfragen zu den Drehorten, hier zu „Lena Lorenz”. In Zukunft soll es geführte Touren geben. © Kilian Pfeiffer

Weil immer mehr Filmteams das Berchtesgadener Land für TV-, Kino- und Doku-Formate nutzen, plant der Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden ein filmtouristisches Angebot für die wachsende Gruppe an Motivtouristen. Wie das aussehen soll:

Berchtesgaden – Mit mehreren Lkw sind sie angerückt. Transporter und Pkw blockieren Parkplätze, oft über Wochen. Filmteams brauchen Platz, sobald sie in Berchtesgaden für TV-Aufnahmen unterwegs sind. Das „Lena Lorenz”-Team des ZDF besucht die Region seit mittlerweile neun Jahren, „Watzmann ermittelt” (ARD) seit fünf. „Logistisch wird es mit den Parkplätzen manchmal knapp”, stöhnt Teresa Hallinger. Denn im Sommer sei die Region hinsichtlich großer Drehanfragen bereits ausgelastet. Straßensperrungen, eine knappe Parkplatzsituation und tausende Urlauber: Um die vertretbare Grenze dessen, was für den Ort und dessen Einwohner gut ist, und wann es zu viel wird, weiß die Leiterin Destinationsmanagement des Zweckverbands Bescheid. „In dieser Zeit ist schon genug los bei uns”, sagt Teresa Hallinger. Der Plan: Den Ort nicht überzustrapazieren und Drehtermine, so weit möglich, besser zu entzerren.  

Seitdem das Berchtesgadener Land vor fünf Jahren zum „Drehort des Jahres” ausgezeichnet wurde, ist die Anzahl der Produktionen am Fuße des Watzmanns auf ein hohes Maß geschossen. Das kommt der Region wirtschaftlich gesehen zugute: Tausende Übernachtungen generieren die Produktionen in der Region. 

260 Drehtage allein für „Lena Lorenz“ und „Watzmann ermittelt“

Die Anfragen nehmen kontinuierlich zu, auch die resultierenden Übernachtungen. Vor fünf Jahren berechneten die Statistiker die Wertschöpfung aus Filmproduktionen. Etwa 150 Euro gibt jeder Filmschaffende pro Tag aus, teilte der Zweckverband damals mit. Davon fließen rund 50 Prozent in die Übernachtung, 25 Prozent in den Einzelhandel und 25 Prozent an weitere Dienstleister. Mehrere Millionen Euro groß soll die Wirtschaftskraft sein, die die TV-Leute mitbringen.

Auf mittlerweile mehr als 260 Drehtage kommen allein die beiden größten Produktionen, „Lena Lorenz” und „Watzmann ermittelt”, im vergangenen Jahr, sagt Maria Angerer, Leitung der Tourist-Information in Berchtesgaden und im Zweckverband Bergerlebnis für Film und Fernsehen zuständig. Im vergangenen Jahr wurden nicht nur Vorabend- und Primetime-Reihen gedreht, sondern auch Teile des ARD-Zweiteilers „Riesending”. Der Bayerische Rundfunk gilt als Stammgast für zahlreiche Formate, hinzu kommen immer mehr Doku-Formate, die im Landkreis entstehen. Auch die Werbebranche entdeckt den südöstlichsten Landkreis Bayerns zunehmend für sich. Die Beliebtheit von Watzmann, Königssee und Co. unter Produzenten steigt, wissen Teresa Hallinger und Maria Angerer. 

Im vergangenen Jahr zählten die Touristiker 184 Ausstrahlungen im TV. Die Zahlen sind wichtig für die eigene Statistik, die Jahr auf Jahr wachsende Zahlen vorweist. Jede TV-Minute in und um Berchtesgaden gilt als beste Werbung für den Tourismusort. Auf 138,2 Millionen Zuschauer summieren sich die Sendungen mit Berchtesgaden-Inhalt für das Jahr 2022. Sobald Kommissar Beissl in der ARD-Vorabendreihe „Watzmann ermittelt” vor grandioser Bergkulisse mal wieder eine Leiche findet, freuen sich die Touristiker über die zuteil gewordene Aufmerksamkeit. „Der Watzmann im Titel der TV-Serie war für uns der Hauptgewinn”, gesteht Teresa Hallinger. 

Filmteams brauchen Platz, sobald sie in Berchtesgaden für TV-Aufnahmen unterwegs sind. In den touristisch geprägten Sommermonaten ist der häufig rar.
Filmteams brauchen Platz, sobald sie in Berchtesgaden für TV-Aufnahmen unterwegs sind. In den touristisch geprägten Sommermonaten ist der häufig rar. © Kilian Pfeiffer

Zweckverbang: „Es dauert nicht mehr lang” 

„Natürlich melden sich bei uns Leute, die wissen wollen, wo die Motive zu finden sind”, sagt Maria Angerer. Die in den Serien regelmäßig gezeigten Wohnhäuser der TV-Protagonisten gelten als begehrtes Fotomotiv. Wo sich die Gebäude befinden, verraten die Zweckverband-Mitarbeiter hingegen nicht. Als besonders beliebt gilt die Polizeiinspektion Berchtesgadens, die in der ARD-Vorabendserie regelmäßig gezeigt wird. Häufig erreichen die Touristiker dazu Nachfragen. 

Die Konsequenz: Schon bald soll es ein filmtouristisches Angebot geben, an dem das Team des Zweckverbands derzeit arbeitet. Vorstellbar sind geführte Exkursionen zu besonderen Drehorten. Beispiele, wie das aussehen könnte, gibt es schon: Einer der bekanntesten Hollywood-Filme der Geschichte, „The Sound of Music”, feiert 2025 60. Bestehen. Gedreht wurde der Klassiker unter anderem in Marktschellenberg. Seit Jahrzehnten finden Busreisen zu bekannten Drehorten des Films statt, etwa zu jener Wiese, auf der Julie Andrews vor dem Untersberg tanzte und „the hills are alive“ sang. Details dazu, was genau geplant ist, wollen die Touristikerinnen des Zweckverbands noch nicht verraten. Nur so viel: „Es dauert nicht mehr lang.” 

„Im Winter haben wir immer viel Platz”

Fakt ist: Seit mehreren Jahren professionalisieren sich die Verantwortlichen in Sachen Drehanfragen. Es existiert mittlerweile eine eigene Anlaufstelle der Filmregion für Produzenten. Dort unterstützt man Teams, Unterkünfte zu finden. Kontakte zu Kommunen und Behörden sind dort verzeichnet. Drehgenehmigungen sollen für die Produzenten keinen Hindernislauf darstellen. Mögliche Drehorte sind für jedes Szenen-Anliegen gelistet. Im vergangenen Herbst besuchte eine mehrköpfige Gruppe Drehbuchschreiber Berchtesgaden. „Jeder hat gewisse Wünsche. Wir versuchen, diese bestmöglich zu erfüllen”: Maria Angerer schlüpfte in die Rolle des Locationscouts auf Motiv-Tour. „Ich bin hier aufgewachsen, ich kenne mich ganz gut aus”, sagt die junge Frau, die seit zwei Jahren für den Zweckverband arbeitet und sich in der Rolle der TV- und Film-Verantwortlichen sichtlich wohl fühlt. 

Bei Anfragen zu neuen Film-Projekten achten die Zuständigen darauf, dass Berchtesgaden bestmöglich sichtbar ist. „Authentisch sollten die Inhalte schon sein”, sagt Maria Angerer. Formate, die nicht zur Region passen, werden nicht aktiv unterstützt, heißt es. Diesen Sommer könnte in Berchtesgaden wieder einiges los sein: Während der Drehstart der fünften Staffel von „Watzmann ermittelt“ bereits für den 9. Mai fixiert ist, fehlt den Touristikern noch eine Serie in der kalten, touristisch ruhigen Jahreszeit: „Im Winter haben wir immer viel Platz”, sagt Maria Angerer. 

kp 

Auch interessant

Kommentare