Endlich: Der „Edelweiß-Bergpreis Roßfeld Berchtesgaden“ kehrt zurück

Walter Röhrl und sein Co.-Pilot aus den sagenhaften Rallye-Zeiten in den 1970er- und 1980er-Jahren, Christian Geistdörfer, Rudi Stohl, Harald Demuth, Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck, Jochen Maas, Kurt Ahrens, Prinz Leopold von Bayern – klingende Namen, die sich beim „6. Internationalen Edelweiß-Bergpreis Roßfeld Berchtesgaden“ teils einmal mehr die Ehre geben werden.
Berchtesgaden - Gleichzeitig sorgt diese Reihe an ehemaligen Spitzen-Motorsportlern für das ganz besondere Flair: Die von den Fans sehnsüchtig erwartete, erste Auflage nach Ausbruch der Pandemie präsentiert von 23. bis 25. September eine weitere hochinteressante Zeitreise in die goldene Ära des Motorsports.
Vorfreude darf dabei auf gleich zwei besondere Themen entwickelt werden: Im Zuge des Rallye-Schwerpunkts werden nicht weniger als 30 Fahrzeuge, damalige Fahrer und wichtige Zeitzeugen live zu erleben sein. Dazu erinnert die Scuderia Hartmann, der legendäre Rennstall aus Berchtesgaden, 62 Jahre nach seiner erfolgreichsten Zeit mit nicht weniger als vier originalen Rennwagen und weiteren artverwandten Formel Junior-Autos mit DKW-Technik an eine außergewöhnliche Ära heimischer Motorsport-Geschichte.
In den letzten Jahren war es auf der Roßfeld-Panoramastraße aufgrund der Corona-Krise so ruhig wie nie zuvor. Im Herbst dürfen nun wieder die Motoren der historischen Rennwagen, Motorräder und Busse ertönen. „Uns ist die Verantwortung in dieser schwierigen Zeit sehr wohl bewusst und wir wissen, dass sich viele Menschen nach einem ,normalen Leben‘ sehnen – und dazu gehören nun mal Veranstaltungen“, sagt Joachim Althammer, einmal mehr Organisator des Edelweiß-Bergpreises.
„Die Vorbereitungen für den Herbst laufen planmäßig, hoffentlich können wir unsere Zeitreise zu den historischen Europa-Bergmeisterschaftsläufen ohne Einschränkungen durchführen. Natürlich hoffen wir auf die zugesagte Unterstützung aller Sponsoren, Partner, Teilnehmer und Helfer – und nicht zuletzt auf viele Zuschauer“, so der Ainringer.
Walter Röhrl auf persönlicher Zeitreise
Walter Röhrl, Botschafter des Edelweiß-Bergpreises, ist einmal mehr dabei. Er hat das Geheimnis um sein Einsatzfahrzeug bereits gelüftet: Im September 1970 fand die Bavaria-Rallye statt, der Regensburger pilotierte damals das erste Mal einen Porsche bei einem Rennen dieser Art. 52 Jahre später wird Röhrl den 911 S – Freunde haben dieses Fahrzeug nun originalgetreu nachgebaut – beim Edelweiß-Bergpreis fahren und präsentieren: „Ein Highlight bei unserem diesjährigen Sonderthema Rallye-Legenden“, sagt Althammer. Die Entwicklung dieses Motorsports wird mit über 30 Autos von den 1940- bis 1980-ern gezeigt. Die Piloten Rudi Stohl und Harald Demuth sowie der wohl bekannteste deutsche „Beifahrer“, Christian Geistdörfer, haben ihr Kommen zugesagt.
Zwischen 1958 und 1961 hat der umtriebige DKW-Händler und Werkstatt-Betreiber Alfred Hartmann rund 15 Formel Junior-Rennwagen gebaut – erst im Nonntal, später in der Unterau. Mit seiner „Scuderia Hartmann“ setzte er diese europaweit ein. Von weltweit aktuell fünf bekannten Fahrzeugen werden im September vier Autos in Berchtesgaden am Start sein und heimische Motorsport-Geschichte präsentieren. Heinrich Maltz, Gesamtsieger von 2018 und erfolgreichster Fahrer der Scuderia Hartmann, pilotiert 61 Jahre nach seinem Einsatz beim Roßfeldrennen wieder einen „Hartmann“.
Zusätzlich bringt Joachim Drews den Drews-Spyder an den Start, das Auto, welches als „Hartmann-Spyder“ viele Erfolge mit Alfred Hartmann am Steuer eingefahren hat. Dem nicht genug: Im Formel Junior-Feld sind weitere vier Fahrzeuge gemeldet, die entweder beim Rennen 1960 dabei waren und/oder mit DKW-Technik ausgerüstet sind – beispielsweise der legendäre Mitter-DKW, welcher von Gerhard Mitter junior gesteuert wird.
Großer Rennwagen am 2022-Start
„Bergkönig“ Hans Stuck war bereits 1927 das erste Mal beim Berchtesgadener Salzbergrennen am Start und wurde auf seinem Austro Daimler Gesamtsieger. 1928 wiederholte er diesen Erfolg und rang dabei sogar Rudolf Caracciola mit dessen Mercedes SSKL nieder. Im – für einen Rennfahrer – hohen Alter von 58 Jahren kehrte er aufs Roßfeld zurück und gewann beim 1. Alpen-Bergpreis auf seinem privaten BMW 507 die Klasse. 1959 wiederholte Stuck mit dem gleichen Auto diesen Erfolg.
1960 trat der 1978 Verstorbene mit einem BMW 700 an, gewann seine Klasse und legte damit den Grundstein für den Gewinn der Deutschen Bergmeisterschaft. Für 1961 hatte BMW eine Wunderwaffe für die kleinen Klassen entwickelt. Niemand Geringerer als Hans Stuck präsentierte den 700 RS, einen leichten Spyder mit Königswellenmotor, am 18. Juni 1960 am Roßfeld. Er gewann erneut seine Kategorie – damit begann die Erfolgsgeschichte der beiden Exemplare mit vielen weiteren Erfolgen bis 1964.
Der RS 2 – im Besitz der BMW Group – war bereits beim ersten Edelweiß-Bergpreis 2013 in Berchtesgaden mit Prinz Leopold von Bayern am Steuer. „In diesem Jahr können wir zum 62. Geburtstag das Original-Fahrzeug präsentieren, welches Hans Stuck damals zum Sieg steuerte“, freut sich Achim Althammer. Ein privater Sammler konnte den RS 1 in Amerika erwerben und ließ ihn bei der BMW Group Classic aufarbeiten. „Wir sind stolz darauf, dass dieser bedeutende Rennwagen gut sechs Jahrzehnte später wieder am Roßfeld starten wird.“
Tickets für Besucher nur im Vorverkauf
Die Zuschauerzahlen entwickelten sich in den Jahren vor Corona in Größenordnungen, die eine vernünftige Organisation des Edelweiß-Bergpreises immer schwieriger gestaltete. 2018 wurde die Grenze erreicht, bis zu der die Sicherheit der Besucher und der gesamte Ablauf der Veranstaltung gewährleistet werden kann. Parkplätze, Transportmöglichkeiten mit den Bussen, Verpflegungsstationen und Zuschauerplätze waren ausgereizt.
Der Zeitplan mit drei Demonstrationsläufen pro Tag kann lediglich mit der jetzt erreichten Zahl an Teilnehmerfahrzeugen und Zuschauern durchgeführt werden. „Aus diesen Gründen haben wir uns dazu entschlossen, die Eintrittskarten ausschließlich über den Vorverkauf anzubieten“, informiert Althammer. Erhältlich sind sie über den Link auf der Veranstaltungs-Homepage www.rossfeldrennen.com sowie bei Ticket-Scharf in Berchtesgaden, Telefon 08652/2325.
Die Eckdaten des Edelweiß-Bergpreises: Streckenlänge sechs Kilometer, Höhenmeter 548, erstes Bergrennen 1958, Streckenrekord 2:39.35 Minuten, aufgestellt von Christian Debias 1977 auf einem Ralt R1 (Forme00l 2).
Besondere Gäste sind heuer die Vespa-Freunde Bad Abbach: Sie werden für italienisches Flair im Fahrerlager und auf der Strecke sorgen. Das „Nido di Vespe“ präsentiert sich mit gut 20 Rollern der Baujahre 1949 bis ‘63 bereits am ersten Veranstaltungstag, 23. September, in der Berchtesgadener Fußgängerzone sowie am folgenden Wochenende, 24./25. September, im Fahrerlager sowie in den Rennpausen auf der Strecke.“
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