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Böhmermann und der Hitler-Berg: Entertainer macht sich Gedanken zu Hitlers Zeit in Berchtesgaden

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Von: Kilian Pfeiffer

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Satiriker Jan Böhmermann thematisierte in seinem Podcast zuletzt auch die ehemalige Reichskanzlei in Bischofswiesen.
Satiriker Jan Böhmermann thematisierte in seinem Podcast zuletzt auch die ehemalige Reichskanzlei in Bischofswiesen. © picture alliance/dpa | Henning Kaiser / kp (Collage)

„Es fuckt die ab, dass andauernd deutsche Nazis vor der Tür stehen”, sagt Jan Böhmermann in der aktuellen Folge seines Podcasts „Fest & Flauschig”. Vorgenommen hat er sich dieses Mal die Kleine Reichskanzlei in Bischofswiesen, einst zweiter Regierungssitz von Adolf Hitler – und mittlerweile Wohnhaus. Böhmermann fände ein Museum darin besser.  

Berchtesgaden - Auf dem Obersalzberg treibt sich Jan Böhmermann gerne mal rum - zumindest gedanklich. Immer wieder geht er auf Gedankenreise nach Berchtesgaden, rauf auf den Obersalzberg, zuletzt in der jüngsten Ausgabe seines Podcasts. Hitler und der Nationalsozialismus sind Themen, die ihm keine Ruhe lassen. Böhmermann betreibt mit Schulz einen der erfolgreichsten Podcasts Deutschlands. Laut Spotify verfolgen die Sendungen mehr als eine Million Hörer. Doch nicht alles, was Böhmermann sagt, kann man für bare Münze nehmen.  

Mit dem Jugend-Rotkreuz war Böhmermann schon viele Male in Berchtesgaden, sagt er. „Ich war dort immer bei den Skifreizeiten”, sagt Jan Böhmermann. Er habe eine „erschreckend enge Beziehung zu Berchtesgaden”. Seine Besuche fand er immer wunderschön. Als Kind habe er es aber nie verstanden, warum der Bahnhof so groß ist, „warum sich das in Berchtesgaden immer etwas anders angefühlt hat als in anderen Urlaubsorten”. Bis er dann festgestellt habe: Die Nazis haben hier große Spuren hinterlassen.

Mittlerweile weiß Böhmermann, dass der Hauptbahnhof deshalb so repräsentativ gebaut wurde, weil Hitler hier sein Domizil hatte, Staatsbesuche in seinem zweiten Zuhause empfing - auf dem Berghof am Obersalzberg. Die Kleine Reichskanzlei inklusive angeschlossener Bunkeranlagen diente dabei als der zweite Regierungssitz, gelegen im Ortsteil Stanggaß in Bischofswiesen.

„Umfassend informiert” habe sich Jan Böhmermann über die Reichskanzlei, sagt er im Gespräch mit seinem Kollegen Olli Schulz. Dass Hitler in Berchtesgaden viel Zeit verbrachte, „mindestens die Hälfte seiner Amtszeit”, sagt er. Ein Drittel der Amtszeit waren es tatsächlich.

„Deutsche Nazis vor der Tür“

Die Bewohner der Reichskanzlei seien genervt davon, dass amerikanische Touristen oder deutsche Nazis immer vor der Haustür stünden. Tatsächlich gibt es Bustouren, auf deren Route die Kleine Reichskanzlei eine der Stationen ist. Touristenführer erklären dann unweit des Hauses, dass Hitler die Arbeitsräume der Kleinen Reichskanzlei zum Verfassen von rund 125 Gesetzen und Verordnungen nutzte. Auch, dass in den Gebäuden bei Bedarf das Oberkommando der Wehrmacht untergebracht war.

Heute wohnen in der Reichskanzlei Familien. Das Gebäude wurde für eine Millionensumme an einen Bischofswieser Unternehmer verkauft, der es herrichten ließ. Was Böhmermann als Eigentumswohnungen bezeichnet, sind also Mietwohnungen. Über dem Eingang prange ein „großer Reichsadler, aus dem halbherzig das Hakenkreuz heraus gemeißelt wurde”. Ziemlich „spooky” sei das Ganze, sagt er. Das mit dem Reichsadler stimmt zwar so nicht. Was richtig ist: Das Interieur der Kleinen Reichskanzlei ist in Teilen noch im Original vorhanden. Das Haus sei vertickt worden durch den Freistaat Bayern, sagt Böhmermann. Statt dort Wohnungen einzubauen, hätte der Freistaat Bayern es besser in seinem Besitz lassen sollen. Der Podcaster könnte sich gut ein „staatliches Museum” vorstellen. Im „kleinen Museum am Obersalzberg” sei Böhmermann auch schon gewesen, ganz okay sei dieses. Böhmermann meint damit die Dokumentation Obersalzberg, eines der bestbesuchten Museen überhaupt. Auch Olli Schulz war schon dort drin, vor rund fünf Jahren. „Die Top-3-Nazimuseen”, freut sich Böhmermann, ohne den Satz zu beenden.     

Schulz berichtet von seinem Besuch im vom Freistaat Bayern auf dem Obersalzberg erbauten Fünf-Sterne-Hotel der „Kempinski”-Gruppe - früher „InterContinental” -, das Böhmermann aber als „Steigenberger” bezeichnet.

Olli Schulz fühlte sich wie in „Shining“

Wie in „Shining” habe sich Olli Schulz bei seinem Besuch gefühlt, übertreibt er, wie in einem „Geisterhotel” mit zwei weiteren Gästen. „Shining” ist eine Verfilmung des Regisseurs Stanley Kubrick aus dem Jahr 1980, ein Horrorfilm, basierend auf dem gleichnamigen Buch des Bestseller-Autors Stephen King. Olli Schulz befand sich auf Rückreise aus dem Urlaub, zwei Tage habe er auf dem Obersalzberg verbracht, in jenem mondän auf dem Berg gelegenen Hotel.

Das Haus von Hermann Göring hatte dort auch seinen Platz, weiß Jan Böhmermann. „Das Gebäude von Albert Speer steht noch eins-zu-eins, die ganzen SS-Kasernen gibt es noch”, sagt er. Dann haut Olli Schulz die Bremse rein: „Lass uns über leichte Themen reden.” Das Ziel ist schnell gefunden: der Fokus fällt auf den gebürtigen Reichenhaller Influencer Riccardo Simonetti. Hat dieser das Potenzial, zum Guten-Laune-Bär der Nation zu werden?

kp

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