1. bgland24-de
  2. BGLand
  3. Region Berchtesgaden
  4. Berchtesgaden

Die Wildkatze ist zurück in Bayerns Wäldern

Erstellt:

Kommentare

null
Der Wildkatze auf der Spur: Alicia Loreth, Anne und Jonas Oberholzner sowie Nathalie Loreth (v.r.) mit Vater Peter Loreth (l.), Leiter der Biosphärenregion Berchtesgadener Land, gehören zu den rund 700 ehrenamtlichen „Wildkatzen-Detektiven“, die sich 2015 bayernweit auf die Suche nach der wilden Katze gemacht haben. Ulrike Geise (2.v.l.), Biologin und Koordinatorin für das Wildkatzenprojekt in Bayern, stellte unter dem Titel „Wildkatzen in Bayern: Zurück auf leisen Pfoten“ die Ergebnisse aus 30 Jahren Forschung und Wiederansiedlung vor. Ulrich Brendel (3.v.l.), stellvertretender Nationalparkleiter, begrüßte 75 interessierte Besucher im Nationalparkzentrum „Haus der Berge“. © Nationalpark Berchtesgaden

Berchtesgaden - Gut 30 Jahre Tierschutz tragen Früchte. Nachdem die Wildkatze 1930 ausgerottet wurde kehren die Tiere jetzt in Bayerns Wälder zurück. Ist sie auch schon im Berchtesgadener Land angekommen?

Sie leben versteckt in arten- und strukturreichen Wäldern, verschlafen den Tag und gehen mit Einbruch der Dunkelheit auf die Jagd: Wildkatzen sind zurück in Bayern und breiten sich weiter Richtung Süden aus. 75 Besucher lauschten im Nationalparkzentrum "Haus der Berge" in Berchtesgaden den Ausführungen von Projektleiterin Ulrike Geise, die den langen Weg der Katze zurück nach Bayern in eindrucksvollen Zahlen und Bildern präsentierte. 

"Die Wildkatze ist eine echte Europäerin und eine geschützte Art. Wir tragen die Verantwortung für den Erhalt dieser faszinierenden Tiere", beginnt Ulrike Geise, Biologin und Koordinatorin für das Wildkatzenprojekt in Bayern, ihren Vortrag. 1930 war die Wildkatze in Bayern ausgerottet, jetzt ist die scheue Waldbewohnerin zurückgekehrt. 

Wildkatzenschutz größtes Naturschutzprojekt Mitteleuropas

Bereits 1984 begann der Wildkatzenschutz in Bayern unter der Federführung des Bund Naturschutz. Heute, rund 30 Jahre später, leben wieder 500 bis 700 Wildkatzen in Bayerns Wäldern. 50.000 Euro investiert der Bund Naturschutz jährlich in das Projekt, das Mitte der 1980er Jahre mit gezielter Zucht und Auswilderungen von Wildkatzen im Spessart begann und heute als größtes Naturschutzprojekt Mitteleuropas gilt.

Die Nahrung der scheuen Katze besteht zu 90 Prozent aus Mäusen, die Reviere sind zwischen zwei und neun Quadratkilometer groß. Im Gegensatz zu Hauskatzen lassen sich Wildkatzen auch bei der Aufzucht von Hand nicht zähmen, sie bleiben ihr Leben lang wild und meiden die Nähe zum Menschen. "Wildkatzen sind echte Ureinwohner und keine verwilderten Hauskatzen", macht Geise deutlich. Und doch ist die Unterscheidung zwischen Hauskatzen und Wildkatzen oft nicht einfach. 

Wichtige Unterscheidungsmerkmale sind der Wildkatzen-typische, dicke, buschige Schwanz mit dunklen Ringen sowie eine verwischte graue, cremegelbe bis ockerfarbene Fellfarbe ohne kräftige Zeichnung. "Manche Hauskatzen sehen Wildkatzen zum Verwechseln ähnlich, hier kann oft nur eine genetische Analyse Klarheit bringen", verrät die Expertin. 

Wie findet man die scheuen Wildkatzen?

Doch wie kommt man zu verwertbarem Material einer Wildkatze, das eine genetische Analyse überhaupt möglich macht? Hier hat das Wildkatzenteam eine ebenso einfache wie kreative Lösung gefunden: Baldrian. Diese Heilpflanze hat auf alle Katzen eine betörende Wirkung, sie können dem Duft kaum widerstehen. 

In Kooperation mit den Bayerischen Staatsforsten sowie dem Bayerischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie dem Bundesamt für Naturschutz wurden zwischen 2012 bis 2015 in potentiell geeigneten Wildkatzen-Lebensräumen in Bayerns Wäldern rund 2200 so genannte "Lockstöcke" aufgestellt. Dies sind raue Holzstöcke, die mit Baldrianduft besprüht werden. Katzen reiben sich an diesen Pflöcken und Haare bleiben zurück, die von ehrenamtlichen Helfern gesammelt und zur Analyse in Labors geschickt werden. 

Auch in Berchtesgaden wird fleißig gesucht

Über 700 freiwillige Helfer gibt es in ganz Bayern, fünf besonders aktive "Wildkatzen-Detektive" stammen aus der Stadt Laufen dem Berchtesgadener Land. Peter Loreth, Leiter der Biosphärenregion Berchtesgadener Land, hat sich mit seinen Töchtern Nathalie und Alicia sowie deren Schulfreunden Anne und Jonas im vergangenen Jahr intensiv auf die Suche nach Wildkatzen im Berchtesgadener Land gemacht. Acht Lockstöcke haben sie im Jahr 2015 aufgestellt und 30 Haarproben zur Analyse eingereicht. Leider mit ernüchterndem Ergebnis: Die gesammelten Haare stammten alle von Hauskatzen. 

Doch das Team lässt sich nicht entmutigen und wird sich weiter auf die Suche nach der Wildkatze machen. Peter Loreth frohlockt: "Für uns ist klar: Es ist keine Frage, ob die Wildkatze ins Berchtesgadener Land kommt, sondern wann." Geeignete Lebensräume gibt es nach Ansicht von Peter Loreth genügend in der Region, zum Beispiel im Lattengebirge, am Untersberg sowie rund um Bad Reichenhall, am Pidinger Högl oder am Teisenberg.

Die Wildkatze ist zurück in Bayerns Wäldern

Die nächsten gesicherten Wildkatzen-Vorkommen in Bayern befinden sich im Bayerischen Wald und im Fichtelgebirge, im benachbarten Österreich in der Wachau, im Thayatal, im steierischen Murau sowie im Paznauntal in Tirol. "Leider sind die Wildkatzen-Vorkommen oft voneinander isoliert, Wanderungen zwischen den Lebensräumen sind nur schwer möglich. Hier wird die Vernetzung von Lebensräumen künftig eine große Rolle spielen", ist sich Wildkatzen-Expertin Geise sicher.

Vor Ort im Berchtesgadener Land wurde das Projekt maßgeblich von den Bayerischen Staatsforsten sowie dem Nationalpark Berchtesgaden unterstützt. Dr. Daniel Müller, Leiter des Forstbetriebes Berchtesgaden, würde sich über den ersten Wildkatzennachweis in der Region freuen: "Ich bin zuversichtlich, dass die Wildkatze ihren Weg zu uns findet", erklärt der Forstbetriebsleiter. "Die Waldbewirtschaftung hat sich geändert, unsere Wälder sind heute deutlich strukturreicher als früher und bieten Wildkatzen geeignete Lebensräume". Der Forstbetrieb Berchtesgaden wird das Wildkatzenprojekt auch in Zukunft unterstützen.

Pressemitteilung Nationalparkverwaltung Berchtesgaden

Auch interessant

Kommentare