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Alarmstufe grün: Berchtesgadener Netzwerk sucht nach den Perspektiven der Zukunft

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Von: Kilian Pfeiffer

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Andreas Bunsen von creativeALPS am Obersalzberg in Berchtesgaden. © kp

Mit dem Schneemangel der vergangenen Jahre drängt die Frage, wie die Zukunft in den Alpen für den Tourismus, aber vor allem für die einheimische Bevölkerung aussehen könnte. Das im Bergsteigerdorf Ramsau gegründete Netzwerk „creativeALPS“ plant in den kommenden Jahren an 17 ausgewählten Orten 17 Festivals in den Alpen, darunter auch in Berchtesgaden. 

Berchtesgaden – Wie geht es weiter, wenn der Schnee keine Grundlage mehr bietet? Falls Skifahren nicht mehr möglich ist, die Wintersportorte aber trotzdem attraktiv bleiben wollen? Beim Netzwerk creativeALPS heißt es: Man müsse der Realität ins Auge blicken. Ein Perspektivenwechsel sei dringend nötig, sobald selbst der Kunstschnee an seine Grenzen stößt. So mancher Klimabeobachter ist sich sicher: Es ist nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch wann es so weit sein wird.  

„#perspektivwechsler“ ist eine unabhängige Initiative von Beteiligten aus Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft, die von creativeALPS kuratiert wird, sagt Andreas Bunsen aus Berchtesgaden. Er ist einer der kreativen Köpfe hinter dem Netzwerk. creativeALPS hatte seine Arbeit im September 2017 im Rahmen einer Initiative der Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung im Bergsteigerdorf Ramsau aufgenommen. „Die Beteiligten sind überzeugt, dass nachhaltiger Alpentourismus immer bei der Mitgestaltung und dauerhaften Erhaltung attraktiver Lebensbedingungen für die ansässige Bevölkerung beginnt“, sagt Andreas Bunsen.  

Das ausgewiesene Ziel des alpenweiten Netzwerkes, zu dessen Initiativpartnern das Kempinski Hotel in Berchtesgaden, die Kunstakademie Bad Reichenhall und das Bayerische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft gehören, ist die „Verbesserung der wirtschaftlichen, ökologischen und kulturellen Lebensbedingungen“. In der Initiative von creativeALPS vernetzen sich die jeweiligen Agierenden aus allen Bereichen, um zukunftsfähige Projekte zu realisieren. Bedingung sei, dass diese auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs; Sustainable Development Goals; Anm. d. Red.) einzahlen, etwa auf den Schutz und die Erhaltung des einzigartigen alpinen Naturraums, so Andreas Bunsen.   

Die Vision eines Europäischen Schaukelwanderweg

Ein „Land der Schaukeln“ schwebte der Initiative schon seit längerem vor. Mit dem sogenannten Hutschn-Projekt, Schaukeln aus Regionalproduktion im Berchtesgadener Land, wollten die Verantwortlichen an eindrucksvollen Orten besondere Momente schaffen. Dabei stellen die Schaukeln nicht nur eine Sitzgelegenheit dar, sondern sollen vielmehr eine Einladung zum Perspektivwechsel sein - im übertragenen Sinn. Auf deutscher Seite stieß das Unterfangen zunächst schnell an Grenzen. Auch die Vision eines Europäischen Schaukelwanderwegs geriet auf deutscher Seite im Berchtesgadener Land an Grenzen. Vor allem die mögliche Haftungsfrage gilt noch immer als ungeklärt. 

Müde, weiterzumachen, wurde die Initiative nicht: Die Skiregion Damüls-Faschina im österreichischen Bregenzerwald ist mittlerweile Partner des Netzwerkes. Dort will man zeigen, wie es anders gehen kann. Das „Land der Schaukeln“ soll zunächst also auf österreichischer Seite entstehen. Zielsetzung bleibt weiterhin, das Projekt langfristig Alpen übergreifend zu manifestieren. Ziel von creativeALPS sei demnach, einen europäischen Schaukelwanderweg ins Leben zu rufen, sagt Andreas Bunsen. In Damüls-Faschina stehen die ersten vier sogenannten Hutschn, in bis zu 1850 Metern Höhe. Weitere Regionen haben schon Interesse bekundet, heißt es. 

Verteilt über den europäischen Alpenraum findet ab 13. Juli das erste „Perspectival“ im Bregenzerwald statt. Die Verantwortlichen planen in den kommenden Jahren, an 17 ausgewählten Destinationen insgesamt 17 „Perspectivals“ zu veranstalten. Berchtesgaden könnte ab 2024 dran sein: Die „Festivals der Perspektiven“ sollen auf die 17 SDGs der Vereinten Nationen und das Neue Europäische Bauhaus einzahlen. Letzteres ist eine kulturpolitische Initiative der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, mit dem Ziel, in der „Next Generation EU“ eine interdisziplinäre Bewegung zu initiieren. Dabei soll das Umwelt- und Wirtschaftsprojekt des „Europäischen Grünen Deals“ zu einem europäischen Kulturprojekt erweitert werden. Dabei soll Europa der erste klimaneutrale Kontinent werden.  

Über die „Perspectivals“ will die creativeALPS-Bewegung an den verschiedenen Austragungsorten auch bleibende Projekte und Begegnungsstätten schaffen, die nachhaltig für Resonanz sorgen sollen. 

kp

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