Neuer Kreisverkehr bei Schneizlreuth: Bund Naturschutz mit Alternativvorschlag

In einem offenen Brief kritisiert die Kreisgruppe Berchtesgadener Land des Bund Naturschutz Bayern e.V. den erhöhten Treibstoffverbrauch durch die Verlängerung der Wegeführung im Zuge des neuen, Ende 2022 eingeweihten Kreisverkehrs bei Schneizlreuth und regt an, den Verkehr aus Richtung Norden weiterhin über die alte Anschlussrampe in Schneitzlreuth zu führen. Wir haben uns beim Verkehrsministerium und Bürgermeister Wolfgang Simon erkundigt, was diese zu der Kritik sagen.
München/Schneizlreuth - „Unser Stein des Anstoßes ist eine neue und unseres Erachtens völlig unnötige Streckenverlängerung an der B305 durch das Staatliche Bauamt Traunstein mit negativen Folgen für Energiebedarf, Umwelt und Klima“, so die Kreisgruppe Berchtesgadener Land des Bund Naturschutz Bayern e.V. in einem offenen Brief an die Bayerischen Staatsministerien für Verkehr und Umwelt. „Im Dezember 2022 wurde ein Kreisverkehr an der Einmündung der St2021 in die B305 zwischen Inzell und Schneizlreuth am sog. Wegscheid bei Bad Reichenhall fertiggestellt, dabei wurde auch die Verkehrsführung für den Verkehr aus Inzell geändert: Statt wie bisher etwa 500 Meter lang auf einem Abschleifer ständig bergab nach Schneizlreuth zu fahren, werden die Autos jetzt zunächst etwa 800 Meter auf weitgehend ebener Strecke Richtung Reichenhall zu eben jenem Kreisverkehr geführt. Diese Streckenverlängerung führt zu einem Kraftstoffmehrverbrauch mit entsprechenden CO 2 -Emissionen, sowie einer Zunahme von Luftschadstoffen in diesem naturschutzfachlich sensiblen Gebiet. Konservativ geschätzt, aufgrund der Verkehrszahlen von 2015, entsteht durch diese Streckenverlängerung ein jährlicher Kraftstoffmehrverbrauch von mindestens 100.000 Litern mit konsekutiv Emissionen von 250 Tonnen CO2 pro Jahr.“
Die Naturschützer haben einen Alternativvorschlag: „Den unverändert vorhandenen zweispurigen Abschleifer, auch Anschlussstellenrampe genannt, in Richtung Schneizlreuth könnte man wie bisher für den Verkehr aus nördlicher Richtung nutzen und somit den Umweg über den Kreisverkehr und damit die genannte Energie- und Klimaproblematik völlig vermeiden. Diese Rampe könnte für den lediglich einspurigen Verkehr zur Minimierung der Belastung der Stützbauwerke nur auf der Bergseite freigegeben werden; abgetrennt davon könnte auf der talseitigen Spur der Radverkehr geführt werden. Und die bisher bereits bestehende Einmündung von der St2021 auf die B305 in Richtung Schneizlreuth könnte man künftig durch ein Stoppschild noch sicherer gestalten. Da der neue Kreisverkehr dadurch erheblich entlastet würde, hätten auch die von der St2101 kommenden Fahrzeuglenker weniger Probleme mit der Einfahrt in den Kreisverkehr.“ Die für den Bau des Kreisverkehrs angeführte Verminderung des Unfallrisikos könne nicht nachvollzogen werden. „Festzuhalten sind zuletzt 4 Unfälle pro Jahr, schwere Unfälle sind uns nicht bekannt.“
Neuer Kreisverkehr auf B305 bei Schneizlreuth: Bund Naturschutz-Kritik in offenem Brief
„Bei der Neukonzeption der Verkehrsführung waren neben dem Belang möglichst geringer Emissionen insbesondere auch Fragen der Verkehrssicherheit abzuwägen. Der bisherige Knotenpunkt an der Wegscheid war seit vielen Jahren im Unfallgeschehen auffällig und als Unfallhäufungsstelle ausgewiesen. Der Umbau zu einem Kreisverkehr wurde daher nicht zuletzt nach Beratung der Unfallkommission, der neben Vertretern des Staatlichen Bauamts Traunstein auch Mitglieder der Polizei und der unteren Verkehrsbehörde am Landratsamt Berchtesgadener Land angehören, beschlossen“, erwidert das Verkehrsministerium auf Nachfrage unserer Redaktion, „Ein Beibehalten der bisherigen höhengleichen Einmündung für den Verkehr aus nördlicher Richtung würde den Bestrebungen nach möglichst hoher Verkehrssicherheit zuwiderlaufen. Da Unfälle neben dem volkswirtschaftlichen Schaden auch immer mit menschlichem Leid einhergehen, wurden in diesem Fall die geringfügig längeren Fahrtwege vor dem Hintergrund der dadurch erzielten Reduzierung von Unfällen für vertretbar gehalten.“

„Das Staatliche Bauamt hat im Zuge der Schaffung von Baurecht die Zustimmung der vom Vorhaben betroffenen Träger öffentlicher Belange eingeholt. Bezüglich der Eingriffe in Natur und Landschaft durch den neuen Kreisverkehr wurde eine landschaftspflegerische Begleitplanung erstellt und ein Ausgleichskonzept entwickelt, das eng mit der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Berchtesgadener Land abgestimmt wurde“, so das Ministerium weiter, „Der Umbau des Knotenpunkts ist darüber hinaus eingebettet in ein Gesamtkonzept zur Sanierung der Deutschen Alpenstraße, im Zuge dessen auch die Radwegeverbindungen zwischen Weißbach, Schneizlreuth und Bad Reichenhall verbessert werden sollen. Ein Baustein dabei ist die künftige Nutzung der westlichen Anschlussstellenrampe als Radweg mit dem Ziel, ein durchgängiges Radwegenetz zwischen Weißbach und Schneizlreuth bzw. Bad Reichenhall zu schaffen. Dies wäre bei einer weiteren Nutzung der Rampe für den motorisierten Verkehr von Norden nicht möglich.“
Schneizlreuths Bürgermeister Wolfgang Simon hat selbst im Dezember des vergangenen Jahres gemeinsam mit Landrat Bernhard Kern, dem Leiter des Straßenbauamts Christian Rehm und Bad Reichenhalls Oberbürgermeister Lung die neue Strecke eingeweiht. Damals betonte er die verkehrstechnische Bedeutung des Projekts, woran er auch weiterhin festhält. „Ich bin nun weiß Gott kein Freund davon, alles mit Straßenneubauten zuzupflastern. Aber in dem Fall war das halt eindeutig gut und sinnvoll“, betont er, „Die Kritik des Bund Naturschutz kann ich hier nicht nachvollziehen und schließe mich umgekehrt der Argumentation des Verkehrsministeriums an.“ Gerade angesichts der Argumentation hinsichtlich des CO2-Ausstoßes frage er: „Wenn man nun diese Planung umsetzt und damit auch wohl die neugebaute Straßenanlage wieder zurückbaut, wie viel CO2 wird dabei wieder ausgestoßen?“
hs