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Sind die Kreise BGL, Mühldorf und Traunstein bereit für das Verbrenner-Aus ab 2035?

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Von: Heinz Seutter

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Von links: Ein „mümo“-E-Auto im Landkreis Mühldorf, neue Ladesäulen in Traunstein und Ladestationen im Aufbau in Berchtesgaden. (Archivbilder)
Von links: Ein „mümo“-E-Auto im Landkreis Mühldorf, neue Ladesäulen in Traunstein und Ladestationen im Aufbau in Berchtesgaden. (Archivbilder) © Klemm / Stadt Traunstein/Agnes Giesbrecht / kp

Vor kurzem beschloss das EU-Parlament ein Aus für die Zulassung für Fahrzeuge mit Verbrennermotoren ab 2035. BGLand24.de hat sich erkundigt, wie sich die Landkreise Berchtesgadener Land, Mühldorf und Traunstein dafür aufgestellt sehen.

Landkreise - Ab 2035 ist Schluss mit dem Verkauf von Neuwagen mit Verbrenner-Motor. Dies beschloss das EU-Parlament Mitte Februar. Welche Herausforderungen wird das „Verbrenner-Aus“ aus Sicht unserer Landkreise mit sich bringen? Ist insbesondere der inner- wie überörtliche ÖPNV dafür bereit beziehungsweise wo gibt es Nachbesserungspotenzial? Ist für Elektroautos und Fahrzeuge mit alternativen Antriebsarten eine ausreichende Infrastruktur vorhanden oder gibt es Nachbesserungspotenzial? Mit diesen Fragen haben wir uns an die Landratsämter der heimischen Landkreise Berchtesgadener Land, Mühldorf am Inn und Traunstein gewendet.

„Die Zunahme an Elektrofahrzeugen wird wie in ganz Europa auch bei in der Region zu einem erhöhten Strombedarf führen. Ziel des Landkreises Berchtesgadener Land ist es, diesen weitestgehend aus regionalen und erneuerbaren Energien zu decken. Auch der Bedarf an Ladeinfrastruktur, privat und öffentlich, wird steigen“, erklärt Alexandra Rothenbuchner, Pressesprecherin des Landratsamts Berchtesgadener Land „Die sukzessive Umstellung auf emissionsarme Antriebstechnologien im ÖPNV ist bereits seit 2021 in der Clean Vehicles Directive geregelt. Zur Verbesserung des ÖPNVs werden durch den Landkreis als ÖPNV-Aufgabenträger die entsprechenden Maßnahmen auf Basis des Nahverkehrsplans, wie Taktverdichtungen und die Einrichtung eines On-Demand-Verkehrs als Ergänzung zum Linienbusverkehr, umgesetzt. Zudem arbeiten die Landkreise Berchtesgadener Land und Traunstein gemeinsam an der Einrichtung eines Verkehrsverbundes.“

Landkreis Traunstein: Viele Kommunen bieten bereits Ladestationen

„Grundsätzlich erfolgt der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland gemäß dem Wettbewerbsprinzip – wie bei Stromversorgung und Mobilfunknetz – durch private Unternehmen. Für einen ergänzenden strategischen Ausbau in den Gemeinden haben die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land bereits 2017 ein E-Mobilitätskonzept durch eine Fachfirma erarbeiten lassen, der eine stufenweise, bedarfsorientierte Entwicklung vorsieht“, ergänzt Kathrin Bauer für den Landkreis Traunstein, „Bei uns bieten so einige Kommunen ihren Bürgerinnen und Bürgern Ladestationen in ihrem Gebiet an, unter anderem Inzell, Tittmoning, Traunstein, Traunreut und Trostberg. Die Abwicklung erfolgt in den meisten Fällen über die Stadt- beziehungsweise Gemeindewerke. Darüber hinaus unterstützt die Wirtschaftsförderung der landkreiseigenen Chiemgau GmbH Unternehmen bei der Umsetzung von Projekten zum Ausbau der Ladeinfrastruktur. Das Verbrenner-Aus gilt im Übrigen nur für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Für schwere Nutzfahrzeuge und Busse greift die Clean Vehicles Directive. Der Landkreis Traunstein verfügt jedoch über kein eigenes Verkehrsunternehmen und besitzt keine eigenen Busse. Die Umsetzung des ÖPNV wird über Verträge von regionalen Unternehmen übernommen.“

„Die notwendige Energiewende im Landkreis und die damit einhergehende Mobilitätswende werden wir nur durch einen Energiemix meistern. Es werden alle Komponenten gebraucht, um CO2-Neutralität zu erreichen. Dafür werden noch mehr Innovationen notwendig sein“, erläutert Thomas Perzl, Fachbereichsleiter für Kreis- und Regionalentwicklung am Landratsamt Mühldorf am Inn, „Diese werden von Forschung, Wissenschaft und der Wirtschaft auf den Weg gebracht, die Politik muss die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Eine Technologie-Offenheit wäre hier wünschenswert gewesen. Auch synthetischen Kraftstoffe, sogenannte e-fuels, können ein Beitrag leisten. Sie sind klimaneutral und könnten mithilfe von überschüssigem PV-Strom zum Beispiel zur Mittagszeit erzeugt werden. Wir als Landkreis sind bei der E-Mobilität bereits gut aufgestellt. Im Fuhrpark des Landratsamtes sind elf Elektrofahrzeuge, zwei Hybridfahrzeuge sowie ein E-Bike und ein E-Scooter im Einsatz. Dies entspricht etwa 75 Prozent. Auch das Carsharing-Projekt ‚mümo‘ wurde mit E-Fahrzeugen umgesetzt.“

Landratsamt Mühldorf: Individualverkehr wird weiter Rolle spielen

Der Individualverkehr werde auch nach dem Verbrenner-Aus eine wichtige Rolle spielen, so das Landratsamt Mühldorf am Inn in seiner Antwort weiter. „Die Beschaffung neuer Busfahrzeuge liegt ausschließlich in der Verantwortung der Busunternehmen. Dabei ist neben den Anschaffungskosten auch die Leistungsfähigkeit von wichtiger Bedeutung. Die Zahl alternativer Antriebsarten steigt stetig. Hier gilt es weitere Entwicklungen wie beispielsweise Wasserstoff im Blick zu halten.“ Im Landkreis seien 41 öffentliche Ladestationen in Betrieb, davon zehn Schnellladestationen. Dazu würden Wallboxen im privaten Wohnungsbau oder Lademöglichkeiten auf betriebseigenen Flächen kommen. „Auch hier möchte der Landkreis vorbildhaft vorangehen und errichtet PV-Carports mit zusätzlichen Lademöglichkeiten am Landratsamt. Der Ausbau ist in den letzten Jahren gut fortgeschritten.“

„Die Anzahl der Schnellladestationen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten nimmt ebenfalls Fahrt auf. Hier werden künftig an der ein oder anderen Stelle noch mehr Ladepunkte benötigt. Ziel muss es sein, Autos an den Orten zu laden, an denen sie länger stehen, wie etwa am Arbeitsplatz. Die Schnellladeinfrastruktur wird insbesondere auch für den Durchreiseverkehr im Bereich der A94 benötigt. Es ist zu beobachten, dass viele Nutzer mittlerweile im privaten Bereich laden, da hier insbesondere in Kombination mit einer Dach-PV-Anlage zum Teil günstigere Ladepreise zu erzielen sind.“

Der Landkreis Altötting wollte zu diesem Thema keine ausführlichere Stellungnahme abgeben. Kommunen und Landkreise seien, beispielsweise bei Strom- oder Ladeinfrastruktur, nicht die richtigen Ansprechpartner, heißt es aus dem Landratsamt. Vom Landkreis Rosenheim liegt bisher noch keine Aussage vor.

hs

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