Klausurtagung des CSU-Kreisverbands
Krisenzeiten als große Chance für Lebensmittelerzeuger im Berchtesgadener Land
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„Wir stärken unsere regionalen Lebensmittelproduzenten“, so CSU-Kreisvorsitzende Michaela Kaniber. Kommunale Gemeinschaftsverpflegungen im Berchtesgadener Land sollen ihren Anteil an bio-regionalen Lebensmitteln auf 50 Prozent erhöhen. Der CSU-Kreisverband spricht sich auf seiner Klausurtagung außerdem für die Gründung einer Online-Plattform für Direktvermarkter aus.
Die Pressemitteilung im Wortlaut
Landkreis – Wie wirken sich Krisenzeiten auf unsere Lebensmittelversorgung aus? Was passiert jetzt mit unseren regionalen Lieferketten? „Sie waren vorher schon wichtig, aber jetzt sind sie unverzichtbar“, stellt Gitti Leitenbacher unmissverständlich fest. Die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AG ELF) im Berchtesgadener Land eröffnete mit ihrem Impulsvortrag die Klausurtagung des CSU-Kreisverbands BGL. Die Sitzung fand erstmals wieder in Präsenz auf der Reiter Alm in Ainring statt.
Kreisvorsitzende Michaela Kaniber, Stimmkreisabgeordnete und Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, wählte Leitenbacher aus gutem Grund als Referentin aus: Die 54-jährige Bäuerin aus Teisendorf hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Herausforderungen als Chance darzustellen. Sie wählte bewusst motivierende Worte, denn jede Krise habe zwei Seiten: „Jede Krise ist ein Art Reality-Check des Ist-Zustands. Ist er krisenfest? Wer steht zu einem? Was hat noch Bestand?“ Wenn man sich auf den internationalen Markt nicht mehr verlassen kann, werden regionale Lieferketten zur Notwendigkeit. Und das ist jetzt die große Chance der Landwirtschaft, ist Leitenbacher überzeugt.
Menschen wünschen sich regionale Lebensmittel und interessieren sich für die Geschichten über die Erzeuger
Es gebe bereits viele Ansätze, die in die richtige Richtung gehen. Regionalregale im heimischen Lebensmitteleinzelhandel zum Beispiel. Auch Kooperationen zwischen Erzeugern und Gastronomie und Beherbergungsbetrieben gehören dazu. Die Bäuerinnen im Berchtesgadener Land etwa arbeiten seit geraumer Zeit mit der Brauerei Wieninger zusammen. Das Hotel Rehlegg in der Ramsau und das Hotel Edermann in Holzhausen bei Teisendorf beispielsweise setzen auf regionale Lieferanten – und bauen darauf auch ihr Marketing auf.
„Das hat viel mit Storytelling zu tun. Das wünschen sich die Leute und das muss man erkennen.“ Sie empfahl immer das Ohr am Menschen zu haben und ermutigte die Zuhörer, sich zur Ideenfindung im Umkreis umzusehen. „Wir müssen nicht das Rad neu erfinden. Wir müssen nur das Gute, was wir haben, besser spielen.“
50-Prozent bio-regionale Lebensmittel in kommunalen Gemeinschaftsverpflegungen
„Täglich werden in Gemeinschaftsverpflegungen in ganz Bayern 1,8 Millionen Mittagessen zubereitet“, stellte Ernährungsministerin Kaniber fest. „Dieses Potenzial müssen auch die kommunalen Gemeinschaftsverpflegungen im Berchtesgadener Land nutzen und stärker auf regionale Lieferbeziehungen setzen.“
Jetzt gehe es darum, den entsprechenden Antrag der CSU-Fraktion im Kreistag aus dem Jahr 2019 zu modifizieren. „Ziel ist es, den Anteil an biologischen und regionalen Produkten in den Gemeinschaftsverpflegungen auf 50 Prozent zu erhöhen.“ Das betreffe in erster Linie Einrichtungen wie Seniorenheime, Schulen und Kliniken. „Allein die Großküchen in der Kliniken Südostbayern AG versorgen ihre Patienten jährlich mit einer Million Essen.“
Es sollte überlegt werden, einen solchen Antrag für den bewussten Ausbau des Regional-Anteils auch in jeder Gemeinde für die kommunalen Einrichtungen einzubringen, so Kaniber. „Jede Kommune würde so ein Engagement unterstützen“, ist Bischofswiesens Bürgermeister Thomas Weber überzeugt.
Einig ist man sich aber, dass Projekte gebündelt und gezielt vorangebracht werden müssen – und das sei im Ehrenamt kaum zu schaffen. Dazu brauche es eine Netzwerkstelle ähnlich wie in der Ökomodellregion Waginger See Rupertiwinkel: „Unsere Ökomodellregion ist ein Paradebeispiel dafür, dass man regionale Vermarktungsketten aufbauen kann – wenn sich jemand gezielt darum bemüht“, so Kaniber. Ziel müsse es deshalb sein, eine solche Stelle zu schaffen – wenn es nach dem Kreisverband geht beim Wirtschaftsservice BGL.
Die Landwirtschaftsministerin regte an, das Thema regionale Lebensmittelversorgung ganzheitlich zu betrachten und bestehende Programme des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums zu nutzen. „Oft sind die Anfänge neuer Vermarktungsideen auf regionaler Ebene schwer, weil das Angebot der Landwirte und die Nachfrage der Abnehmer nicht immer zusammenpassen.“ Aus diesem Grund hat Kaniber an den Landwirtschaftsämtern sogenannte Regionaltische eingeführt: „Dort bringen wir die Anbieter und Nachfrager von regional erzeugten Lebensmitteln zusammen. Um damit auch mehr bayerische Lebensmittel in die Küchen der Gastronomie, in Festzelte und in die Regale des Lebensmitteleinzelhandels zu bringen.“
Klares Ja zum Aufbau einer Online-Plattform für landwirtschaftliche Direktvermarkter
Das Ministerium fördert den Aufbau neue Regionalportale mit bis zu 10.000 Euro. Auch diese Möglichkeit will der Kreisverband nutzen. Die CSU-Kreisvorstandsmitglieder beschlossen daher auf ihrer Klausurtagung einen weiteren Antrag im Kreistag einbringen zu wollen: Bei der Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice GmbH (BGLW) soll eine Online-Plattform entstehen, die über heimische Direktvermarkter und Lebensmittel informiert.
„Ziel soll es sein, neben den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises auch auswärtigen Gästen eine Plattform zu bieten, auf der einheimische Produkte, Dienstleistungen und Lebensmittel zu finden sind und die entsprechende Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, Austausch und Kauf solcher Produkte bereitstellt“, so Kaniber.
Mehr Wertschätzung für regionale Lebensmittel durch Aufklärung der Verbraucher
Zur Sprache kam in der Klausurtagung auch, dass immer weniger Verbraucherinnen und Verbraucher wissen, wie das Essen auf ihrem Teller hergestellt wird. „Wir müssen die Verbraucher der Zukunft erreichen – das sind die Kinder.“ Dazu verwies Kaniber auf die staatlichen Angebote wie „Erlebnis Bauernhof“, „Landfrauen machen Schule“ und „Wissen wie‘s wächst und schmeckt“. „Damit erreichen wir die Schüler – und über sie auch ihre Eltern.“ Sie bat die Anwesenden darum, die Projekte an den Schulen in der Region anzusprechen, damit noch mehr Bildungseinrichtungen die Informationsangebote abrufen und im Unterricht einbauen. „Bewusstseinsbildung ist das A und O.“
Für die Landwirtschaftsministerin ist klar: „Unsere regionale Lebensmittelproduktion ist von höchster Priorität. Gerade in Krisen merken wir, was wir an ihr haben. Deswegen muss die Ernährungssicherheit unbedingt im Grundgesetz verankert werden. Wir dürfen uns beim Essen – nicht so wie bei der Energie – von anderen Nationen abhängig machen. Unser Ziel muss es ein, unseren starken Selbstversorgungsgrad in Bayern, Deutschland und Europa zu erhalten.“
Pressemitteilung der CSU Berchtesgadener Land