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Unwetterkatastrophe im BGL jährt sich: Familie sucht noch immer nach neuer Bleibe

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Von: Kilian Pfeiffer

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Unfassbare Wassermassen sorgten im Juli 2021 für eine Hochwasser-Katastrophe im Berchtesgadener Land
Unfassbare Wassermassen sorgten im Juli 2021 für eine Hochwasser-Katastrophe im Berchtesgadener Land. Die fünfköpfige Familie Serding kämpft noch immer mit den Folgen. © kp

Ein Todesopfer, mehr als 80 Millionen Euro Schaden an der Infrastruktur und viele persönliche Schicksale: Die Hochwasserkatastrophe vom 17. Juli 2021 hat im Berchtesgadener Land vieles verändert. Familie Serding sucht noch immer nach einer neuen Bleibe.

Landkreis Berchtesgadener Land – „Ich war tief betroffen, als mich die Nachricht erreichte, dass es Todesopfer zu verzeichnen gab”, sagt Landrat Bernhard Kern über den 17. Juli 2021. Eine Berchtesgadenerin war im eigenen Keller ertrunken, nachdem das Wasser die Kellertür blockierte. 

Familie Serding hat in der Gemeinde Marktschellenberg ihr gesamtes Hab und Gut verloren: Die Wohnung war unter Wasser gestanden, die Feuerwehr half bei der Evakuierung. Eine große Spendenwelle schwappte über die Serdings. Doch eine neue Wohnung zu finden, gelang bis heute nicht. „Wir sind zu fünft, haben einen Hund”, mutmaßt Kim Serding. Die Familie wohnt momentan vergünstigt in einem Berchtesgadener Hostel. Für keine der besichtigten Wohnungen erhielten sie bislang den Zuschlag. 

Katastrophenfall ausgerufen

Landrat Bernhard Kern sagt, dass der „ergiebige Dauerregen” angekündigt worden war: Warnungen des Deutschen Wetterdienstes und der Regierung von Oberbayern vor heftigen Niederschlägen im östlichen Alpenraum hatten die Behörden auf den Plan gerufen. Sicherheitsaufgaben wurden vergeben. Der Landrat rief tags drauf den Katastrophenfall für die Region aus. 

In einer Nacht waren den Feuerwehren hunderte Einsätze gemeldet worden: Marktschellenberg stand bis zu 80 Zentimeter unter Wasser, nachdem der Fluss Ache mehrere Meter angeschwollen und über die Ufer getreten war. Dabei wurde auch die Bundesstraße 20 unterspült, stürzte in Teilen ein. Derzeit läuft der millionenschwere Wiederaufbau. In einer Wohnsiedlung am Fuße des Grünsteins in Schönau am Königssee waren schwere Muren abgegangen, hatten Häuser teils meterhoch verschlammt. Eine Ministerriege rund um den Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder reiste an, machte sich ein Bild von der Schadenslage. 

Kunsteisbahn Königssee wurde Raub des Unwetters

Die Kunsteisbahn am Königssee, bekannt für sportliche Großereignisse bei Bob und Rodel, lag nach dem Blitzregen im Startbereich in Trümmern: Der friedliche Klingerbach war zu einem reißenden Gebirgsfluss angewachsen und hatte mächtige Gesteinsmassen durch die Sportstätte transportiert, dabei Millionenschäden verursacht. Über 50 Millionen Euro stehen nun für den Wiederaufbau zur Verfügung. Mancher Lokalpolitiker schätzt die Kosten für eine Wiedererrichtung dreistellig. 

„Mittlerweile konnte ein Projektsteuerer beauftragt werden, die Vergabe an einen Generalplaner läuft aktuell noch”, sagt Landrat Bernhard Kern heute. Mit weiteren Erkenntnissen über Art und Weise des Wiederaufbaus ist “frühestens im Herbst zu rechnen”. Naturschützer stehen auf dem Plan, kritisieren die geplante Großinvestition an selber Stelle. Die Frage bleibt: Kann das nochmal passieren?

„Hilfsorganisationen leisteten Unwahrscheinliches“

In den vergangenen Monaten hat das Wasserwirtschaftsamt Traunstein die Wildbäche rund um den Berchtesgadener Talkessel inspiziert. Millionenschwere Verbauungen sind notwendig, um die Sicherheit für gefährdete Gebiete wiederherzustellen. Die Umsetzung einiger Projekte wird Jahre in Anspruch nehmen: Einer Familie aus Schönau am Königssee war deshalb ein neues Baugrundstück angeboten worden, weil das alte Haus in einer Gefahrenschneise liegt. 

Mit den Folgen der Flut hat der Landkreis zwar noch immer zu kämpfen. Landrat Bernhard Kern sagt: „Unsere Hilfsorganisationen leisteten damals Unwahrscheinliches und retteten einigen Menschen das Leben.”

kp

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