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Nach 40 Jahren: Landrat Kern entlässt einen seiner engsten Mitarbeiter in den Ruhestand

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Von: Kilian Pfeiffer

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Landrat Bernhard Kern (links) mit Stellvertreter Michael Koller (rechts) und dem Ausgezeichneten. Hans Jahn erhielt die Landkreismedaille in Gold.
Landrat Bernhard Kern (links) mit Stellvertreter Michael Koller (rechts) und dem Ausgezeichneten. Hans Jahn erhielt die Landkreismedaille in Gold. © kp

Hans Jahn, Leiter der Hauptverwaltung des Landkreises und 40 Jahre lang im Landratsamt Berchtesgadener Land beschäftigt, ist im Rahmen der Feierlichkeit „50 Jahre Landkreis Berchtesgadener Land“ mit der Landkreismedaille in Gold ausgezeichnet worden. Die Laudatio sprach Altlandrat Georg Grabner, der 18 Jahre mit Jahn zusammengearbeitet hatte.

Berchtesgadener Land – Als Hans Jahn im Landratsamt seinen Dienst antrat, „da waren viele Mitarbeiter von heute noch gar nicht auf der Welt“, sagt Altlandrat Grabner. Weil eine so lange Zugehörigkeit mittlerweile Seltenheitswert hat und weil dem Geleisteten Ehre gebühre, sei die Auszeichnung hochverdient. Jahn habe sich um viele Projekte verdient gemacht. Das Chiemseehospiz Bernau etwa bezeichnete Grabner als „gemeinsames Projekt“. Auf Abschiedsgeschenke zum Ruhestand hat Hans Jahn übrigens verzichtet. Vielmehr soll das Geld, das zusammenkommt, direkt an das Chiemseehospiz als Spende fließen. 

Wegen der Liebe ins Berchtesgadener Land

Jahn, gebürtiger Augsburger, ist Anfang der 1980er-Jahre in den Landkreis gekommen – der Liebe wegen. Jahn hatte zuvor die Laufbahn eines Beamten eingeschlagen, das Studium als Regierungsinspektoranwärter absolviert. „Als er zu arbeiten begann, war es im Landratsamt seine Aufgabe, die EDV aufzubauen“, erinnert sich Georg Grabner. Es war das Jahr 1982.

40 Jahre später steht Hans Jahn im Alpen Congress auf der Bühne. Jahn ist nicht der Mann vieler Worte. „Er ist der Mann der Taten“, urteilt Grabner. „Ich bin erfüllt mit Dankbarkeit und Freude“, sagt Hans Jahn mit Blick auf seinen langjährigen Chef, dem er fast zwei Jahrzehnte diente. Bevor Georg Grabner ins Landratsamt als Chef einzog, war Jahn schon lange drin. In der Kreiskämmerei verwaltete er die Finanzen. Er wurde zunächst stellvertretender Kreiskämmerer, im Jahr 2005 dann Kreiskämmerer, kümmerte sich um die Liegenschaften des Landkreises, um Schulen, Kreisstraßen und die Kunsteisbahn am Königssee.

„Immer sparsam“ unterwegs

Die Berchtesgadener Landesstiftung war ihm ein Herzensanliegen. Mit Finanzen habe er sich ausgekannt, sagt Grabner: „Schwaben sagt man nach, sie seien geizig. Geiz halte ich bei ihm für übertrieben. Hans Jahn war immer sparsam, das darf man aber sagen“, so der Ex-Chef über den langjährigen Mitarbeiter. Natürlich sei es auch vorgekommen, dass der mit den Finanzen Vertraute den Kollegen mitgeteilt habe, wenn heuer kein Geld zur Umsetzung eines Projektes zur Verfügung stehe.

„Ich erinnere mich an den ersten Haushalt in meiner Amtszeit. Der befand sich in einem dicken Leitz-Ordner. Den habe ich das gesamte Wochenende durchgearbeitet“, sagt Altlandrat Grabner. Er habe von Jahn den Hinweis erhalten, der erste Landrat gewesen zu sein, der sich für das zahlenlastige Papier-Werk interessiert habe.  

Grabner attestiert Jahn besondere Zuverlässigkeit und Bescheidenheit: „Er war immer kollegial und loyal mit gegenüber.“ In einem Renten-Abschlusszeugnis würden genau diese Begriffe enthalten sein. 

Jahn hielt als einer der Ersten nichts von Papier

Grabner sagt, Jahn habe sich durch eine ausgeprägte Affinität zur Digitalität ausgezeichnet: „Er hat als einer der Ersten dem Papier abgeschworen. Nicht nur seine Zeitung liest er digital. Er hat auch immer seinen Laptop mit dabei, wo er alles Wichtige gespeichert hat.“ Auf Hans Jahn sei zu jedem Zeitpunkt „immer Verlass“ gewesen. „Sie forderten von Mitarbeitern pragmatische Lösungen und waren natürlich auch selbst dazu bereit.“

Ein Karriereschritt nach oben waren für Hans Jahn die Jahre 2011 bis 2013. Mit vielen Prüfungen verbunden war er in den höheren Beamtendienst aufgestiegen und wurde zum Geschäftsbereichsleiter für Zentrale Angelegenheiten und Kreiseinrichtungen bestellt. Er wurde zum Leiter der Hauptverwaltung unter Altlandrat Grabner, der damals bereits der dritte Landrat war, an dessen Seite Jahn arbeitete. 

„Mir war es immer wichtig, dass Hans Jahn seine Meinung äußerte. Wir haben teilweise kontrovers miteinander diskutiert. Dann wurde eine Entscheidung getroffen“, sagt Grabner. Egal wie es ausging: „Hans Jahn hat die Entscheidung loyal mitgetragen.“ Mit „Rat und Tat“ sei er zur Seite gestanden. Die Taten der vergangenen Jahre und „Jahns Arbeit tragen nun Früchte“. 

Nach über 14.600 Tagen in den Ruhestand

Der Leiter der Hauptverwaltung gehe nun, nach über 14.600 Tagen, in den Ruhestand. „Hans Jahn könnte wahrscheinlich ein Buch über seine Zeit im Landratsamt schreiben“, ist sich Georg Grabner sicher. Der „Weitblick, die Bodenhaftung und die Nüchternheit“ würden den Wahl-Saaldorfer auszeichnen. „Hans Jahn hat im Landkreis Spuren hinterlassen, keinen Staub.“ Nun gehe die eine Tür zu, eine andere auf. Die Pension sei eine „wunderbare Zeit“, wusste Grabner zu berichten und widmete dem ehemaligen Mitarbeiter ein selbst verfasstes Gedicht.

Die Fraktionsvorsitzenden des Kreistages überreichten Jahn eine Spende für das Chiemseehospiz. Dr. Bartl Wimmer (Grüne), dienstältester Fraktionssprecher, attestierte Jahn, „das wandelnde Archiv des Landkreises“ zu sein. „Sie hat in besonderem Maße Ihre Verlässlichkeit ausgezeichnet“, sagt Wimmer, der den Augsburger seit über 30 Jahren kennt. 

Jahn sagt, er sei all die Jahre von seinem Chef „gefördert und gefordert“ worden. „Ich habe immer offen und ehrlich alles sagen können, was ich dachte. Ich habe auf Augenhöhe mit den Kreisräten zusammengearbeitet.“ Die Verwaltung, aus der er nun ausscheidet, leiste verlässliche, gute Arbeit. Jahn warnte aber vor Überregulierung und unverhältnismäßiger Dokumentationsarbeit. „Weniger wäre oft mehr.“ Die letzten Worte, bevor ihn Landrat Bernhard Kern in den Antragsruhestand entließ: „Ich habe gerne Dienst geleistet. Haltet zusammen. Es war mir eine Ehre.

kp

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