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Romy Schneider und Alain Delon: Eine Spurensuche in Bayerisch Gmain

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Von: Melanie Fischer

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Das Buch über Romy Schneider und Alain Delon und der Autor Thilo Wydra
Thilo Wydra las aus seiner Doppelbiografie „Eine Liebe in Paris - Romy & Alain“, erschienen bei Heyne. © Collage Penguin/Random House, Melanie Fischer

Im Klosterhof erzählte am Donnerstag, 16. Februar, der Biograf Thilo Wydra von der verhängnisvollen Liebe zwischen Romy Schneider und Alain Delon. Schneider hat ihre Kindheit in Schönau am Königssee verbracht, war lange Jahre der Liebling der Nation. Doch das Verhältnis der beiden führte sie in den Abgrund. Was war der Grund dafür?

Bayerisch Gmain - Etwa 40 - überwiegend weibliche - Interessierte hatten sich im Klosterhof eingefunden, um dem Gespräch über eines der bekanntesten Paare des 20. Jahrhunderts zu folgen: Romy Schneider und Alain Delon. Autor Thilo Wydra sprach mit Dr. Reinhard Wittmann, dem ehemaligen Leiter des Münchener Literaturhauses, über seine Doppelbiografie.

Wie geht ein Biograf vor?

Für Wydra ist es bereits die dritte Biografie über die beliebte Schauspielerin, aber die erste über den Franzosen. Wenn er über Persönlichkeiten schreiben möchte, ist seine Herangehensweise immer folgende: „Erst einmal muss ich Kontakt herstellen. Zu Familie, Freunden und Weggefährten. Dann ist es aus erster Hand erzählt. Hinzu kommen Archive, Institutionen und Nachlässe. Wenn man viel Material hat, ist es ein Segen. - Aber auch ein Fluch, weil man alles auswerten muss.“ Sogar alle 58 Filme von Romy Schneider hat sich Wydra angeschaut.

Alain Delon lebt heute am Genfer See. Ganze 120 Filme hat Delon im Laufe seiner Karriere gedreht. „Ich bin ihm etliche Male begegnet. Er ist ein sehr komplexer, schwieriger und zerrissener Charakter. Mit ihm konnte ich nicht ausführlich sprechen. Er redet auch so gut wie nie über Romy. So sehr er sie gefördert hat, hat er sie auch blockiert und in Abgründe befördert“, so Wydra.

In der Kindheit liegt die Wurzel für die verhängnisvolle Liebe

Und da ist sie auch schon: Die Amour fou. „Sie konnten nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander“, fasst der Autor zusammen. Die Wurzel sucht er in der Kindheit der beiden. Alain Delon, Sohn eines Metzgers, wird schon früh mit der Brutalität des Schlachtens und familiärer Kälte konfrontiert. Mit 18 Jahren bricht er aus und kämpft als Freiwilliger in Indochina. Vorgesetzte sagen, dass mit ihm etwas nicht stimme, da er so kalt und aggressiv vorgehe. Ähnlich sind die Rollen, die er später spielen wird. Nach mehreren Schlaganfällen geht es dem 87-Jährigen inzwischen sehr schlecht.

Romy Schneider hingegen ist in der Region aufgewachsen, und zwar in Schönau. Die Tochter der Schauspielerin Magda Schneider beginnt mit nur 15 Jahre ihre Karriere, immer unter den strengen Augen der Mutter, die sie vermarktet. Ihr Vater, der Schauspieler Wolf Albach-Retty, ist selten da und „hat viel Ähnlichkeit mit Alain Delon. Er hat die Frauen um den Finger gewickelt. Delon war eine Art Vaterersatz, obwohl er nur drei Jahre älter war als Romy“, so Wydra. „Romy wollte aus dem Sissi-Korsett ausbrechen und hat den Teil vier abgelehnt. Sie wollte Freiheit spüren. Das bot ihr der Film ‚Christine‘ und die Stadt Paris.“

Alain bringt Romy mit Alkohol und Drogen in Kontakt

Ihr Filmpartner in „Christine“ ist der damals noch unbekannte Alain Delon. Fünf Jahre werden die beiden zusammen verbringen, in ihrer gemeinsamen Wohnung in Paris. Sie treffen sich aber aufgrund ihrer Arbeit oft auch in anderen Städten, leben aus dem Koffer, ohne Halt und Boden. Romy notiert in ihrem Tagebuch: „Schon am Anfang unserer Beziehung war das Ende unausbleiblich.“ Alain ist es, der Romy an Alkohol und Drogen heranführt. Es kommt auch zu Gewalt, er betrügt sie. Im Dezember 1963 verlässt er Romy auf sehr unschöne, brutale Art und Weise: Als Romy von Hollywood nach Hause kommt, stehen ein Blumenstrauß und ein Brief auf dem Tisch. Alain ist auf und davon und seine zukünftige Frau Nathalie, die Romy sehr ähnlich sieht, wird die Mutter seines Sohnes. Romy flüchtet sich in die Arbeit und den Alkohol.

Die Presse stürzt sich auf das ehemalige Paar

Wenige Jahre später heiratet sie den Schauspieler Harry Meyen und bekommt ihr erstes Kind, David. Doch bald darauf merkt sie, dass sie ihr wahres Ich unterdrückt. Sie will wieder schauspielern. „Sobald das rote Licht der Kamera leuchtete, blühte sie auf und war jemand anderes“, erklärt Wydra. Da taucht Alain Delon erneut auf. Er initiiert, dass sie in dem Film „Der Swimmingpool“ an seiner Seite die Hauptrolle bekommt. Die internationale Presse stürzt sich auf das Paar, das keines mehr ist. Besonders die deutsche fällt über Alain her. „Der schöne, böse Franzose und unsere Romy, die er uns genommen hat“, umschreibt es der Autor.  

Das tragische Ende

Ab diesem Zeitpunkt geht es für Romy nur noch bergab. Die Ehe scheitert, Harry Meyen begeht Suizid. Auch die Ehe mit Daniel Biasini hält nur sechs Jahre. Die beiden bekommen noch eine Tochter, Sarah. 1981 stirbt Sohn David bei einem tragischen Unfall mit nur 14 Jahren. Laurant Pétan ist ihre letzte Liebe. „Er hat sie ihrer selbst willen geliebt. Er hätte ihr Halt geben können, aber da war es schon zu spät. Romy war eine gebrochene Frau, die nicht mehr leben konnte und wollte“, bedauert Wydra. Im Mai 1982 stirbt sie an Herzversagen. Auch direkt nach Romys Tod taucht Alain wieder auf. Er kümmert sich um die Beerdigung und hält Totenwache an ihrem Grab. 2017 erklärt er, Romy sei die große Liebe seines Lebens gewesen.

mf

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