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Nach Amoklauf von Bad Reichenhall: Phänomen "Amok" angepasst

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Von: Christine Stanggassinger

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Am 1. November 1999 sorgte der Amoklauf in Bad Reichenhall für ein polizeiliches Umdenken.
Aus diesem Haus feuerte der 16-jährige Amokläufer am 1. November 1999. © picture-alliance / dpa

Bad Reichenhall - Der Amoklauf von Bad Reichenhall gilt als einer der ersten in Deutschland. Er hat bis heute Einfluss auf die Polizeiarbeit in Bayern.

Genau die Erkenntnisse aus dem Amoklauf von Bad Reichenhall führten zu den "Einsatzleitlinien beim Einschreiten gegen Amoktäter", die 2001 erlassen wurden. Wie der Pressesprecher des Bayerischen Innenministeriums, Oliver Platzer, gegenüber BGLand24.de erklärte, habe die Auswertung des Polizeieinsatzes der "ersten" Amoktat in Bad Reichenhall im November 1999 gezeigt, dass Amoktaten zu den schwierigsten Einsatzlagen für die Polizei gehören und die bis dahin geltenden konzeptionellen Vorbereitungen und die in den Dienstvorschriften der Polizei vorhandenen Regelungen dem Phänomen Amok angepasst werden mussten.

"Neben Leitlinien und taktischen Zielen wurden darin unter anderem auch Einsatzgrundsätze formuliert. Schon damals wurde vorgegeben, den Themenkomplex "Amok" in die Lehrpläne für die polizeiliche Aus- und Fortbildung aufzunehmen und fortzuschreiben sowie die zur Lagebewältigung erforderlichen besonderen taktischen Verhaltensweisen insbesondere im polizeilichen Einsatztraining (PE-Training) und in Übungen zu trainieren", führte Platzer über die Einsatzleitlinien aus, die 2002 nach den Amokläufen in Freising und Erfurt fortgeschrieben wurden.

Einsatztaktische Konsequenzen nach Amoklauf in Bad Reichenhall

Von Seiten der Pressestelle des Bundesinnenministeriums wird bestätigt: "Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus zurückliegenden Amoklagen haben zu einer Optimierung der jeweiligen Konzeptionen und Dienstvorschriften der Polizeien von Bund und Ländern geführt. Insbesondere konnten Verbesserungen für die Intervention und Prävention erreicht werden. Daneben ist die kontinuierliche Aus- und Fortbildung neben einer verbesserten Ausstattung eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Einsatzbewältigung. Konkretere Angaben sind an dieser Stelle nicht möglich, um Gewalttätern keine Einblicke in zu erwartendes polizeiliches Handeln zu geben."

Der Sprecher des Bayerischen Innenministeriums ergänzt, eine gemeinsame Projektgruppe des Unterausschuss Führung Einsatz und Kriminalitätsbekämpfung (UA FEK) und der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Landeskriminalämter mit dem Bundeskriminalamt (AG Kripo) habe eine Analyse des Polizeieinsatzes in Erfurt (26. April 2002, Gutenberg-Gymnasium) und ähnlicher Ereignisse vorgenommen und einsatztaktische Konsequenzen in ihrem Abschlussbericht vom 31.01.2003 aufgezeigt. "Diese haben im Ergebnis letztendlich zu einer Ergänzung der Polizeidienstvorschrift (PDV) 100 "Einsatz der Polizei" um eine eigene Ziffer "Amoklagen" und damit zu einer bundesweit verbindlichen Regelung für derartige Lagen geführt."

Am 1. November 1999 hatte sich Martin P. Zugang zum Waffenschrank seines Vaters verschafft, aus seinem Zimmer wahllos auf Passanten geschossen und zuletzt seine Schwester und sich selbst getötet. Insgesamt starben beim Amoklauf von Bad Reichenhall fünf Menschen, fünf weitere wurden schwer verletzt. Bis heute ist dieses Ereignis nicht vergessen, auch wenn augenscheinlich nichts an die Tat erinnert.

cz

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