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Erzieher „made in BGL“: Landkreis beantragt eigene Fachakademie

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Von: Melanie Fischer

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Berufliches Bildungszentrum Berchtesgadener Land Freilassing Berufsschule Neubau oder Sanierung
Die neue Staatliche Fachakademie für Sozialpädagogik wird dem BSZ in Freilassing zugeordnet. © ce

Für die Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher müssen Studierende bisher nach Traunstein oder Mühldorf ausweichen. Ab 2024/25 soll dies auch in Freilassing möglich sein. Der Kreisausschuss gab nun grünes Licht für die Errichtung einer Staatlichen Fachakademie für Sozialpädagogik. Doch wird auf dem Gelände der Berufsschule genug Platz sein?

Bad Reichenhall – „Wir helfen uns selbst“, brachte es Landrat Bernhard Kern auf den Punkt. Der Kreisausschuss hat am 8. März einstimmig den Antrag zur Errichtung einer Staatlichen Fachakademie für Sozialpädagogik beschlossen. Diese soll organisatorisch am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Berchtesgadener Land in Freilassing angesiedelt werden. Der Landkreis übernimmt hierbei die Sachaufwandsträgerschaft.

Ab dem Jahr 2026 besteht ein gesetzlicher Anspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder. Der ohnehin schon vorhandene Fachkräftemangel an Erziehern verstärkt die Situation noch zusätzlich. An der privaten Fachakademie (Diakonie) in Traunstein sind die Schülerzahlen rückläufig, und zwar wegen fehlender Räumlichkeiten: Im Jahr 2021 mussten 50 Bewerber abgelehnt werden. Kern betonte, dass angesichts der angespannten Versorgungslage dringend der Bedarf einer Ausbildungsmöglichkeit im Landkreis bestehe.

Die Vorgeschichte

Der Landrat hatte bereits im Januar 2022 bei Kultusminister Piazolo angefragt, ob eine Außenstelle der privaten Fachakademie Traunstein in Freilassing möglich wäre. Diese Anfrage lehnte der Minister im Mai 2022 ab. Sein Schreiben deutete aber an, dass eine Staatliche Fachakademie nicht ausgeschlossen sei, zumal es als Voraussetzung schon eine private Berufsfachschule zur Kinderpflege in Bischofswiesen gäbe. Im Dezember letzten Jahres wurde dann im Kultusministerium über eine mögliche staatliche Fachakademie im Berchtesgadener Land gesprochen. Im Februar 2023 gaben sowohl das Jugendamt als auch die Stabstelle Landkreisentwicklung, Bereich Bildungsregion, eine positive Stellungnahme ab.

Schülerentwicklung und der Umgang mit Platzmangel in Freilassing

Die Fachakademie für Sozialpädagogik wird dem Beruflichen Schulzentrum (BSZ) organisatorisch zugeordnet. Der Leiter des BSZ wird automatisch der Schulleiter der Fachakademie, nämlich Dr. Martin Brunnhuber. Dieser war auch im Kreisausschuss anwesend und freute sich: „Es wäre mir eine Ehre, diesen Aufbau zu begleiten und dauerhaft zu leiten. Der Landkreis hat sich für die berufliche Bildung entschieden. Es werden erhebliche Kosten entstehen, aber die Rendite kommt bestimmt. Wir sprechen da von hoch ausgebildeten Fachkräften.“

Gestartet wird voraussichtlich 2024/25 mit zunächst 16 Schülern im ersten Studienjahr. Im Folgejahr werden es schon 25 im ersten Jahr sein. Zusammen mit den beiden Studienjahren und dem Berufspraktikum wird die Anzahl der Schüler 2027/2028 schon 75 betragen. Brunnhuber ist es auch wichtig, dass nicht nur Schüler aus der Kinderpflege kommen, sondern auch Quereinsteiger angelockt werden, etwa Abbrecher an Gymnasien oder Absolventen der FOS. Es müsse auch über Teilzeitausbildung nachgedacht werden.

Probleme bereitet am Standort Freilassing allerdings der Platz. Vorläufig wird im Endausbau von einem Bedarf von ca. acht Räumen ausgegangen. Allerdings können das BSZ und auch die angrenzende Realschule nur einzelne Räume abdecken. Auch in dem Neubau des BSZ und den damit verbundenen Kosten ist die Fachakademie noch nicht enthalten. Der Landrat stellte dafür als temporäre Lösung Container auf den freien Flächen östlich der Berufsschule in Aussicht.

Von Frauenerwerbsquote hin zu jungen Männern

Hans Metzenleitner (SPD) sprach in der Diskussion von einem „bildungspolitischen Meilenstein für unseren Landkreis. Ich bin ein Fan staatlicher Trägerschaften.“ Die Frauenerwerbsquote werde durch das lokale Angebot sicherlich steigen. Elisabeth Hagenauer (Grüne) entgegnete: „Vielleicht gewinnen wir dadurch auch mehr junge Männer für den Beruf.“ Agnes Thanbichler (ÖDP) verwies darauf, dass Erzieher besser bezahlt werden sollen: „Wir müssen es uns finanziell einfach leisten. Wenn man es attraktiver machen will, muss das Angebot auch bei der Bezahlung sein.“ Den einstimmig angenommenen Beschluss bezeichnete Landrat Kern als „klares Zeichen und ein Bekenntnis des Landkreises zum Standort Freilassing.“

Derzeit besuchen sechs Schüler aus dem Landkreis die private Fachakademie in Mühldorf, 83 die private Fachakademie in Traunstein. Zwölf waren es im letzten Schuljahr an der Staatlichen Fachakademie in Traunstein. Für das Jahr 2021 hat sich der Landkreis mit rund 81.000 Euro an deren Kosten beteiligt. Die Beträge errechnen sich nach der Schülerzahl. Mit der neuen Akademie in Freilassing würden diese Kosten stetig sinken. Von Konkurrenzdenken mit dem Nachbarlandkreis könne aber keine Rede sein. „Mit der Diakonie in Traunstein gibt es keine Komplikationen. Den gemeinsamen Weg haben wir persönlich ausgesprochen“, so Kern.

mf

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