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Einbruchserie in Bad Reichenhall – so könnt Ihr Euch schützen

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Von: Melanie Fischer

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Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Busch
Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Busch demonstriert einen Einbruch im Schauraum. © Melanie Fischer

Die Einbruchserie in Bad Reichenhall nimmt kein Ende. Egal ob Geschäfte, Büros oder Wohnhäuser – nichts scheint mehr sicher zu sein. Nur wenige wissen, dass es bei der Polizei eine Beratungsstelle zum Thema Einbruchschutz gibt. Im Gespräch mit BGLand24.de erklärt Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Busch, wie man sich absichern kann.

Bad Reichenhall – Fenster, Türen, Schlösser, zerbrochenes Glas: Der Schauraum der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle befindet sich bei der Polizeiinspektion gleich im Erdgeschoss. Der Fachberater für die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land ist Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Busch. „Wir führen unter anderem Beratungen zum Einbruchschutz durch. Jeder Bürger und jede Bürgerin kann zu uns kommen, egal, ob es um eine Wohnung, ein Haus oder ein Geschäft geht. Wir sind ein kostenloser Service der Polizei“, sagt er.

Doch der Schauraum ist nicht das Wichtigste bei den Beratungen. Busch besucht die Menschen zu Hause und geht mit ihnen alle Problemstellen genau durch. „Wir schauen uns Haustüre, Wohnungseingangstüre, Terrassentüre, Fenster, Kellerschächte, Nebeneingänge, Beleuchtung und so weiter genau an. Dann bewerten wir alles und sagen, wie der Einbrecher versucht, ins Haus zu kommen.“ So ein Termin dauert etwa zwei Stunden. Zum Schluss erhält man einen kleinen Bogen, auf dem die Schwachstellen des Gebäudes festgehalten werden. Zusätzlich gibt es Infomaterial und eine Liste mit geschulten Handwerkern, die die Polizei weitergeben darf.

Wie geht ein Einbrecher vor?

In der Regel ist die Vorgehensweise eines Einbrechers laut Busch immer gleich: „Er versucht, schnell, also in etwa ein bis zwei Minuten ins Haus zu gelangen. Es darf auch nicht viel Krach machen. Der Angriffspunkt ist sehr, sehr häufig die Terrassentür, die Kellertür oder ein Fenster im Erdgeschoss, das nicht einsehbar ist. Im Haus geht er ins Schlafzimmer, wo man Schmuck und Geld aufbewahrt. Viele verstauen ihre Wertsachen im sogenannten Unterhosentresor auf, also in Schränken und Kommoden oder in der Küche und im Bad, wo man den Schmuck ablegt.“  

Wie kann man das Haus sicherer machen?

„Viele kleine Mosaiksteine bilden dieses Sicherheitskonzept“, erklärt Busch. Sensible Bereiche im Haus lassen sich leicht nachrüsten. Busch zieht im Schauraum einen Schraubendreher hervor und demonstriert an zwei gleich aussehenden Fenstern, wie Einbrecher vorgehen. „Der Einbrecher merkt an der Reaktion des Fensters sehr schnell, welche Technik verbaut ist.“ Das erste Fenster lässt sich mit einem Ruck öffnen. Das zweite gibt kaum nach, denn dieses hat die Widerstandsklasse RC2, die von der Polizei empfohlen wird. Innen schließen an jeder Seite drei Pilzköpfe mit einem Sicherheitsschließblech. Außerdem hat dieses Fenster eine durchwurfhemmende Scheibe und einen abschließbaren Griff.

„Gekippte Fenster sind offene Fenster“, so Busch. Mit ein paar Handgriffen zeigt er, wie leicht es sich öffnen lässt, wenn man durch den Spalt greifen kann. In so einem Fall gibt es nicht einmal Einbruchsspuren, was auch zu Schwierigkeiten mit der Versicherung führen kann.

Eine Eingangstüre sollte auch die Klasse RC2 haben. Sie sollte mindestens vier bis fünf Zentimeter dick sein und dreifach verriegeln. Nur zuziehen reicht nicht, man muss sie immer abschließen. Besonders bei Türen mit Glas sollte man nie den Schlüssel stecken lassen. Türen lassen sich einfach nachrüsten. Es gibt Kastenriegelschlösser, digitale Spione mit Kamera und Panzerriegel. Wichtig ist auch, dass der Zylinder eine Notschließfunktion besitzt, damit man bei einem Notfall auch öffnen kann, wenn innen der Schlüssel steckt.

Es gibt viele verschiedene Schlüssel. „Bei einem guten Zylinder und Schlüssel werden Sie immer eine Sicherungskarte bekommen und nur mit dieser und dem Ausweis kann man einen Nachschlüssel bestellen“, erklärt der Polizist. Es gibt verschiedene Schließanlagen, etwa mit Fingerprint (die aber nicht immer funktionieren), mit Zahlenkombination oder Transponder. Schlüssel sollten nie irgendwo draußen deponiert werden, etwa unter dem Blumentopf oder im Holzschuppen. Dafür gibt es spezielle Schlüsseltresore.

Schafft man sich einen Tresor an, muss man genau wissen, wofür. Soll er Hochwasser und Feuer überstehen? Wie soll er verschlossen sein? Auf alle Fälle sollte man auch hier auf die VDS-Zertifizierung achten und die Anschaffung mit dem Versicherer klären.

Eine Alarmanlage ist laut Busch nicht das Wichtigste, da sie erst reagiere, wenn der Einbrecher schon im Haus ist. „Wir möchten zuerst die Außenhaut eines Hauses mit mechanischen Mitteln sicherer machen.“

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Für Abwesenheiten gibt es eine einfache Checkliste:

Leichtsinnigkeit als häufigster Fehler

Die meisten Einbrüche entstehen aufgrund von Leichtsinnigkeit: Ein Fenster wird auf gekippt gelassen, der Schlüssel wird in der Nähe versteckt, die Haustüre nur zugezogen. Auch Hinweise auf Social Media oder auf dem Anrufbeantworter, dass man nicht da ist, laden zum Einbruch ein. In der dunklen Jahreszeit spielt auch das Licht eine wichtige Rolle. „Licht scheuen die bösen Buben und Mädchen“, mahnt Busch.

Keine Scheu vor der 110

Fühlt man sich beobachtet und schleicht eine unbekannte verdächtige Person in der Gegend herum, darf man auf jeden Fall die 110 wählen. Polizeisprecher Stefan Sonntag vom Präsidium Oberbayern Süd bestätigt: „Wenn es um Straftaten und verdächtige Wahrnehmungen geht, soll sich niemand scheuen, die 110 zu wählen. Lieber einmal zu oft als einmal zu wenig. Bei der regionalen Inspektion kann es eben sein, dass die Kollegen auf Streife sind und der Dienstgruppenleiter nicht gleich ans Telefon kann. Wichtige Minuten verstreichen. Deswegen 110 wählen, das ist unser dringender Rat.“

Überrascht man einen Einbrecher, warnt Busch davor, die Konfrontation zu suchen. „Ihre Unversehrtheit ist das höchste Gut, Schaden ist meist ersetzbar.“ In so einem Fall empfiehlt der Experte, sich einzuschließen und ebenfalls die 110 zu wählen.

Die Polizei hat neben Broschüren auch Tipps auf eine eigens dafür eingerichtete Website gestellt. Termine mit Herrn Busch kann man unter der Nummer 08651 / 970-230 vereinbaren.

mf

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