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Wassermangel in den Alpen: So geht es den Berghütten im Berchtesgadener Land

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Von: Christina Eisenberger

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Das Wasser in den Bergen wird weniger. Die Zwieselalm (l.u.) musste für einen Tag schließen, aber auch das Reichenhaller Haus am Hochstaufen (r.) und die Hütten der DAV-Sektion Berchtesgaden wie das Stöhrhaus am Untersberg (l.o.) merken deutlich die Auswirkungen des trockenen Sommers. © Rudi Schicht/DAV/DAV Berchtesgaden/BRK BGL (Collage)

Das Wasser auf den Bergen wird knapp. Die Zwieselalm im Berchtesgadener Land musste sogar einen Tag schließen, weil die Quelle versiegte. Auch am Reichenhaller Haus und in den Hütten der DAV-Sektion Berchtesgaden heißt es: Wird das Wasser knapp, sperren wir zu.

Bad Reichenhall/Berchtesgaden - „Wegen akutem Wassermangel geschlossen.“ Der Wasservorrat war aufgebraucht und die Quelle versiegt. Deswegen musste die Zwieselalm am gleichnamigen Berg kurzerhand am 19. August für einen Tag schließen. Mittlerweile hat die Alm von Andreas Potschacher wieder normal geöffnet. Der zwischenzeitliche Regen hat den Wasservorrat wieder aufgefüllt.

Quellen versiegt, Vorräte aufgebraucht: Wassermangel auf den Hütten im Berchtesgadener Land

Dass mal das Wasser knapp werde, wie etwa in dem trockenen Herbst vor drei oder vier Jahren, komme schon mal vor. Auch als noch Potschachers Eltern die Zwieselalm führten, sei hin und wieder das Wasser knapp geworden, „aber dass direkt nichts mehr kommt, das ist äußerst selten. Das war damals nie“, so der Hüttenwirt gegenüber BGLand24.de.

Dieses Mal sei es gerade nochmal gut gegangen. Für die 20 Ziegen, die bei der Alm leben, sei noch genug Wasser da gewesen. „Für die Goassn tragen wir sonst einmal am Tag einen 20-Liter-Kanister rauf. Da schauen wir schon, dass die nicht verdursten!“, so Potschacher.

Gerade noch gut gegangen ist es auch am „benachbarten“ Reichenhaller Haus, die Alpenvereinshütte knapp unter dem Gipfel des Hochstaufens. „Wir leben eigentlich nur vom Regenwasser, das vom Dach runterkommt und durch eine UV-Anlage gereinigt wird. Ich bin froh, dass es letzten Samstag gut geregnet hat, sonst hätte ich unter der Woche zusperren müssen“, erklärt Hüttenwirt Andreas Frommelt im Gespräch mit BGLand24.de. Jetzt sei wieder genug Wasser für die nächsten drei Wochen vorhanden.

Reichenhaller Haus: Besser zusperren als Wasser mit dem Heli transportieren

Frommelt habe schon öfter trockene Sommer auf dem Reichenhaller Haus erlebt. „Aber dieses Jahr war es extrem, weil in den letzten drei Wochen die Gewitter bei uns nicht runtergegangen sind.“ Es käme aber immer wieder vor, dass das Wasser knapp werde. „Da muss man zum Wassersparen anfangen.“ Am Reichenhaller Haus plant der Deutsche Alpenverein in den nächsten Jahren einen größeren Umbau. „Da ist auch geplant, dass wir unsere Kapazitäten erhöhen, damit wir mehr Wasser auffangen können“, erklärt Frommelt. Sollte dennoch mal das Wasser ausgehen, wäre der Hubschrauber die einzige Möglichkeit, die exponierte Hütte zu versorgen. „Das ist aber die letzte Lösung, weil das ist ein teurer Spaß. Das wäre geschäftlicher Selbstmord“, so Frommelt. „Da käme es darauf an, ob der Alpenverein mit einem Zuschuss dabei ist, sonst ist es vernünftiger die Hütte zuzusperren.

Auch die Zwieselalm ist schwer erreichbar. Hüttenwirt Andreas Potschacher lässt die Alm vier mal im Jahr mittels Hubschrauberflügen versorgen. Alles andere tragen er und seine Familie, weitere Träger sowie etwa alle 14 Tage die Tragtierkompanie mit den Mulis der Bundeswehr selbst hinauf. Wasserreserven müssten sie hochfliegen lassen.

Zwieselalm: „So eine geschichtsträchtige Alm sperrt man nicht einfach zu“

Trockenere Sommer und somit weniger Wasser würden die Zwieselalm damit zusätzlich belasten. „Wenn es immer heißer wird, dann haben wir ein großes Problem. Dann müssen wir Dachwasserkapazitäten schaffen und Reserven mit einem Tank“, so Potschacher. Bisher verwende der Hüttenwirt dafür nur eine kleine Dachfläche, da die Quelle die Alm immer zuverlässig mit Wasser versorgt hatte. Umbauarbeiten wären teuer.

Am Anfang der Saison sei es auch noch sehr ruhig gewesen auf der Alm. Dazu kämen die allgemeinen Preissteigerungen auch bei den Versorgungsflügen. Gäste würden sich beim Konsum eher zurückhalten. Ohne ein zweites Standbein wäre der Hüttenbetrieb nicht möglich. „Das hat schon mein Vater nicht geschafft.“ Der Hüttenwirt-Senior habe damals im Winter bei der Stadt gearbeitet. Trotz einiger Probleme ist Andreas Potschacher gut gestimmt: „Meine Frau Gabi und ich werden die Almgaststätte weiterführen. Die Zwieselalm befindet sich schon seit über 50 Jahren in Familienbesitz. So eine geschichtsträchtige Alm sperrt man nicht einfach zu“, erklärt der Hüttenwirt.

Bei Wassernot: DAV-Hütten müssten schließen

Die Hütten der DAV-Sektion Berchtesgaden haben aktuell keine akuten Wasserprobleme, erklärt Daniel Hrassky von der Alpenvereinssektion. Kärlingerhaus, Wasseralm, Stöhrhaus, Schneibsteinhaus und Blaueishütte „haben das Glück, an Standorten zu liegen, welche eher wasserreich sind. Dennoch müssen auch wir feststellen, dass der Wasservorrat an einigen Hütten knapp wird. Daher haben wir erste Maßnahmen getroffen, um den Verbrauch zu reduzieren.“ Auf dem Kärlingerhaus seien derzeit etwa die Duschen geschlossen.

Bei Wassernot müssten die Hütten oder die Gastronomie im Notfall schließen, da der Gesetzgeber umfangreiche Hygienemaßnahmen sowie eine Wasseraufbereitung für den Gastronomiebetrieb vorschreibe, erklärt Hrassky. Auch Versorgungsflüge mit dem Hubschrauber würden dann nicht mehr helfen. Das „wäre weder wirtschaftlich noch ökologisch vertretbar“.

Die Hütten

Die Zwieselalm hat mittwochs bis sonntags geöffnet. Ab Mitte Oktober dann nur noch am Wochenende. Auch im Winter ist die Familie Potschacher am Wochenende auf der Hütte - bei kleiner Küche und Getränken.

Das Reichenhaller Haus ist bis circa Mitte Oktober täglich geöffnet. Danach ist bei schönem Wetter Tagesbetrieb möglich.

ce

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