B21: Integrales Schutzkonzept wird überarbeitet
Bad Reichenhall - Vier Tage nach den schweren Murenabgängen auf der B21 zwischen Baumgarten und Unterjettenberg wird das Ausmaß der Schäden langsam ersichtlich.
"Es wird uns von vielen Seiten bestätigt, dass das Unwetter am Montag ein Unwetter war, dass die Region schon lange nicht mehr gesehen hat", sagte Martin Bambach vom Staatlichen Bauamt Traunstein gegenüber BGLand24. Durch das Unwetter sind sieben Muren auf die B21 abgegangen und dementsprechend wird das Geröll seit Dienstag beseitigt. Bambach ist sich sicher, dass die B21, die derzeit komplett gesperrt ist, Ende kommender Woche wieder freigegeben werden kann. Dann fängt die eigentliche Arbeit aber erst an.
"Wir arbeiten schon seit mehreren Monaten an einem so genannten integralen Schutzkonzept, das Lawinen, Murenabgänge, Steinschlag- und Felssturz-Ereignisse minimiert", so Bambach. Dazu könnten auch Verbauungen und Galerien hergestellt werden. Wann das aber passieren wird, konnte er nicht sagen.
Immerhin muss die Röthelbachbrücke nicht neu aufgebaut werden. "Bei diesen Wassermassen war es am Anfang schwer zu erkennen, ob nicht doch die Röthelbachbrücke in Mitleidenschaft gezogen wurde", äußerte Bambach nachträglich seine Befürchtungen. Die Brücke ist aber stehengeblieben. Allerdings musste die Straße darüber abgebrochen werden. Sie ist provisorisch bereits wiederhergestellt und soll bis Ende kommender Woche komplett erneuert sein. Dann ist die B21 bei einem normalen Gewitterereignis wieder sicher. Kostenpunkt rund 100.000 Euro.
Röthelbachstraße zehnmal teurer
Das zehnfache könnte der Wiederaufbau der Röthelbachstraße kosten. Die Forststraße wurde auf einer Länge von zwei Kilometern zerstört - teilweise komplett. Deshalb hat der Forstbetrieb Berchtesgaden eine Ausschreibung für eine Machbarkeitsstudie gestartet. Die soll zeigen, ob ein Wiederaufbau möglich ist. Die Alternative wäre der Ausbau des Erschließungsweges über die Weißwand. "Auch diese Massnahme könnte etwa eine Million Euro kosten", glaubt Forstbetriebsleiter Daniel Müller. "Die Bauzeit würde etwa ein Jahr dauern, deshalb müssen wir uns erstmal mit einem Provisorium helfen." Ganz auf eine Straße verzichten kann der Forstbetrieb nämlich nicht.
"Da wir in dem Erschließungsgebiet am Lattengebirge/Predigtstuhl etwa 150.000 Festmeter Fichte haben. Dort ist der Borkenkäfer aktiv", berichtet der Forstamtsleiter. Diese Bäume müssen also von oben ins Tal. Außerdem wird diese Straße zur Almerschließung benötigt - ein Problem für die Radfahrer. "Wir müssen die Erschließungsstraße über die Weißwand wahrscheinlich für Radfahrer sperren, da die Staße zu eng ist", befürchtet Müller. Da auch die Röthelbachstraße ein beliebter Radweg war, hofft Müller auf das Verständnis aus der Bevölkerung.
Die Projektierung für eine neue Straße ins Lattengebirge-Predigtsuhl-Gebiet soll zeitnah beginnen, um die Unannehmlichkeiten für alle Beteiligten sehr gering zu halten. Trotzdem wird es wohl ein riesiges Bauvorhaben werden, wenn es umgesetzt wird. Das ist derzeit genauso ungewiss, wie die Rückkehr der Anwohner in Baumgarten in ihre Häuser.
Zwei Gebäude neben der Röthelbachbrücke müssen aus Sicherheitsgründen derzeit noch geräumt bleiben. Die Bewohner haben offenbar bei ihren Nachbarn Unterschlupf gefunden. "Sie radeln aber jeden Tag vorbei, um nach dem Rechten zu sehen", heißt es aus dem Landratsamt. "Ein leerstehendes Haus in einem gesperrten Gebiet kann vieles anlocken."
red-bgl24/cz